In München ist so ein kleines Bierfestchen, darum strohwitwere ich mich so durch die Tage. Aufgrund der guten, progressiven spanischen Politik ist es kein Problem, sich mal eben in den Zug zu setzen und 600 Kilometer in den Südwesten zu düsen. Dort darf ich dann ein Wochenende elterliche Fürsorge genießen und meine ein bisschen angeschlagene Gesundheit auszukurieren.
Und was entdeckt man hier in ruraler Einsamkeit? Kaum war ich mal viel zu lange nicht mehr hier, schon gibt es einen Radweg! Nagelneu, teilweise noch originalverpackt, liegt er da, und führt derzeit noch an ein dead end – wie man am Ende über den Bach und die Schnellstrasse kommen soll, scheint noch in Planung zu sein. Aber damit kommen meine Eltern jetzt deutlich schöner und sicherer runter ans Meer als vorher. ¡Me encanta!



Rüber nach Portugal geht es über den Puente internacional del Guadiana. Die 1991 erbaute Brücke verbindet Spanien und Portugal über den Guadiana-Fluss und erleichtert die Reise erheblich. 1990 mussten noch über 2 Millionen Fahrten mit der Fähre durchgeführt werden, alternativ gibt es die nächste Brücke an einer kleinen Landstrasse 50 Kilometer Luftlinie landeinwärts.
Wir besuchen das Castelo de Castro Marim. Hier gab es schon im 8. Jhdt. eine maurische Burg, 500 Jahre später bauen die Templer darüber eine neue Burg, und in 17. Jhdt. während des Unabhängigkeitskrieges Portugals gegen Spanien direkt daneben noch mal eine.
Heute finden hier einmal im Jahr mittelalterliche Festspiele statt (aber nicht als ich da war), und es gibt eine schöne Aussicht über die Salzgewinnungsbecken am Ufer des hier ins Meer mündenden Flusses Guadiana.





Ich glaube ja, unter die Flamencos (Flamingos) hat sich ein Storch mit schwarzem Popo gemischt, aber sicher bin ich mir nicht. Am Samstag Abend ziehen dann die Ausläufer des ehemaligen Hurricanes Gabrielle herbei, und beenden hier auch den Sommer. Allerdings hat der Sturm alle seine Kraft bereits verloren, wenn die Nachrichten nicht so gewarnt hätten, wäre das halt ein normales Herbststürmchen gewesen.

Am Sonntag geht es nochmal kurz nach Islantilla an die Strandpromenade herunter, und es wirkt jetzt schon ziemlich herbstlich.




Auf dem Weg zurück zum Zug nach Sevilla kommen wir noch in Niebla vorbei, eine römische Siedlung mit historischer Stadtmauer und Alkazar (maurische Festung). Die römische Brücke über den Río Tinto ist schön, aber spannender ist der "rote Fluss" – okay, der rote Bach – der darunter fliesst. Seit über 3000 Jahren wird am Oberlauf Eisen und Kupfer gewonnen, und sulfidhaltige Schwermetalle aus dem Boden gewaschen, die den Bach deutlich rot färben.




Direkt neben der Brücke liegt eine Mühle, und ein mittelalterliches Stauwehr leitet das Wasser an die Ruine des einst wichtigsten Gebäudes des Dorfes mit der beeindruckenden Mauer.



Ich komme aus dem Kurztrip in den Süden deutlich erfrischt und mit neuer Energie zurück, der Herbst kann losgehen!
