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Farbexplosion im fernen Osten

Wir begeben uns auf die lange Reise in den äußersten Osten des Kontinents, um meinen Stiefsohn in seinem Auslandssemester in Seoul zu besuchen. Der Flug startet Vormittags, und weil wir nach Osten der Sonne entgegen fliegen, ist es schon nach weniger als halber Strecke Nacht. Das ist schade, denn obwohl wir keinen Fensterplatz haben, kann man nach draußen sehen: China Eastern hat in das Flugzeug 3 Kameras verbaut (von hinten auf das Flugzeug, nach unten und nach vorne), und die kann man im Bildschirm anschauen. Sehr schönes Feature! Nur halt die meiste Zeit schwarz auf schwarz.

Der Flug geht direkt, die Chinesen dürfen noch über Russland fliegen, und so fliegen wir zwischen Moskau und Sankt Petersburg durch, an Perm vorbei, und über Ulan Baator und Peking nach Shanghai. Trotz Nacht – wir landen um halb sechs am Morgen – sieht man wenigstens die Lichter der faszinierenden Stadt.

Nachdem wir uns durch Security und Passkontrolle zum neuen Gate manövriert haben, geht die Sonne über dem gelben Meer auf.

Der Weiterflug nach Seoul / Incheon ist in einem deutlich älteren Flieger, und ich wundere mich bald, ob wir im richtigen Flieger sitzen. Anstatt nordöstlich über das Meer fliegen wir entlang der Küste nach Norden bis fast nach Qingdao, um dann in einer engen Kurve nach Osten abzudrehen. Statt der etwa 800 Kilometer Luftlinie fliegen wir eher 1200 Kilometer. Die künstliche Intelligenz vermutet das selbe wie ich: Vermutlich ist der Luftraum wegen Militärmanöver gesperrt, und findet Berichte, dass China gerade mal wieder eine Machtdemonstration vor Taiwan durchführt. Ob das wirklich der Grund ist, kann ich nicht sagen, Taiwan ist schliesslich 1000km südlich von Shanghai.

In Incheon angekommen müssen wir erst einmal durch die Immigration. Das ist für uns aber uns easy, denn Südkorea und Deutschland haben ein Abkommen, dass visafreie Einreise erlaubt – während der Großteil der europäischen Fluggäste sich in eine lange Schlange einreihen muss, gehen wir einfach vorbei – "fast track".

Der Flughafen ist extrem effizient, als wir am Gepäckband ankommen sind die Koffer bereits da, und auch das Lösen des Bustickets in die Stadt ist ganz einfach. Eigentlich bin ich sehr gespannt auf die Fahrt, aber nach einer schlaflosen Nacht fallen mir im Bus sehr schnell die Augen zu.

Unser Hotel ist im Stadtviertel Sinchon der 10 Millionen-Stadt, es ist hier sehr urban – breite Straßen mit hohen Häusern. Und überall Gingko-Bäume, die jetzt im Herbst leuchten gelb sind, und alle Blätter verlieren. Darum sind die Straßen und Gehwege von gelben Blättern geflutet, es sieht fantastisch aus – allerdings nur solange man die Blätter nicht zusammenfegen und entsorgen muss!

Da wir noch nicht einchecken können, gönnen wir uns noch ein Bibimbap, das scheinbar das Standardgericht in Korea ist, so wie Pizza in Italien. Wir wählen die Variante mit Nudeln, Hackfleisch, Gemüse und Spiegelei, und es ist richtig lecker!

Nachdem wir die Koffer im Hotel gelassen haben, laufen wir nach Hondae, wo wir Marc treffen. Der Stadtteil beherbergt die Hongik-Universität und ist entsprechend hip. Die Menschen sind oft auffällig und meist stilvoll gekleidet, und die Cafés und Geschäfte passen dazu. Auf dem Weg kreuzen wir den Gyeongui-Park, ein über 6 Kilometer langer Park entlang einer alten Eisenbahnstecke. Die Ahornbäume leuchten wunderschön orangerot!

Mehrmals sehen wir auch Kaki-Bäume, die dicke Früchte tragen, das erinnert an andalusische Städte mit ihren Orangen-Alleen.

Wir verbringen ein bisschen Zeit in dem hippen Viertel mit Marc, der uns zeigt, wo er hier immer feiern geht, aber die Erschöpfung treibt uns früh ins Hotel zurück.

Dort schlafen wir rasch ein, allerdings bin ich nach weniger als zwei Stunden leider hellwach, und nach einer weiteren Stunde hin- und her rollen schreibe ich im Bett sitzend diese Zeilen.

Mein erster Eindruck von Korea ist sehr positiv, es ist eine faszinierende Mischung aus westlicher Prägung und asiatischer Kultur. Der Lebensstandard ist hoch, und es ist viel individualistischer als China. Man merkt, dass Samsung und LG hierher kommen, überall Bildschirme, oft um Häuserecken gebogen, und alles blinkt und leuchtet.

Ich freue mich sehr auf die kommenden zwei Wochen!

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