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Royale runde Hügel

Mit dem High-speed train geht es mit 250-300 km/h Richtung Südosten. An uns vorbei saust eine Landschaft aus steilen, aber runden Hügeln und flachen Tälern, mit viel Landwirtschaft – kleine Felder und Gewächshäuser. Typische Wohnsiedlungen mit Einfamilienhäusern sieht man kaum, selbst kleinere Dörfer haben hauptsächlich Hochhäuser. Das erscheint uns fremd, 20 Hochhäuser rund um einen Bahnhof, und außen herum Felder. Aber es hat definitiv Vorteile für die Fußläufigkeit.

Nach nicht einmal zwei Stunden sind wir in der fast 300 km Luftlinie entfernten Kleinstadt Gyeongju angekommen. Im Silla-Reich (grob während des ersten Jahrtausends n. Chr.) war das die Hauptstadt Koreas mit einer leider nicht mehr existierenden Palastanlage. Heute ist es ein schön geschmückter Touristenort mit wunderbarer Natur. Die Altstadt ist hier noch niedrig und dörflich, aber am Bahnhof und an der anderen Talseite stehen hohe Wohntürme.

Fun Fact: Heute hat die Stadt knapp 250.000 Einwohner, in der Hochzeit des Silla-Reichs waren es über eine Million!

Um in die Altstadt zu kommen, kann man einen Bus für unter einem Euro nehmen, da wir aber mit den Koffern dann noch zur Pension müssten, nehmen wir uns für 10 € ein Taxi.

Vor 2 Wochen war hier das APEC-Meeting (Asian Pacific Economic Council), und am Bahnhof sind noch die Banner zu sehen. Die Pension ist schnuckelig und klein, und so ist auch das Zimmer. Über der Pension ist eine Dachterrasse, hier sieht man, wie der Nachbar seine Chilis in der Sonne trocknet.

Nachdem alles verstaut ist, brechen wir zu Fuß in den Ort auf. An einem Ortseingangs-Kreisverkehr ist ein Würfel aus Bildschirmen angebracht, auf dem bunte Animationen angezeigt werden. Man merkt, dass Samsung und LG hier heimisch sind, überall sind hochauflösende, kontrastreiche, supermoderne Displays angebracht. Was mich fasziniert ist, dass selbst bei direkter Sonneneinstrahlung das nicht spiegelt und immer noch so guten Kontrast hat.

Im Süden der Stadt sind als Überreste der Palastanlage Grabhügel zu sehen. Hohe Würdenträger wurden hier begraben, aber über die Jahrhunderte ist das Wissen, was die Hügel sind, verloren gegangen. Erst 1973 wurde das bei Grabungen erkannt, und Grab Nummer 44 wird in einem Museum erklärt.

Das Grab wurde anschließend mit einer Holzplatte verschlossen und mit Erde bedeckt, der höchste Hügel ist 23 m hoch. In Grab 44 lag ein etwa 10-jähriges Mädchen, das vermutlich an einer Krankheit verstorben ist. Eine Handvoll ihrer Dienerinnen wurden kurzerhand mit dazu gelegt – welch Ehre, der Prinzessin auch im Jenseits dienen zu dürfen – oder so …

Die Siedlung nebenan ist ganz traditionell erbaut, aber sieht ziemlich neu aus, und dann geht der Park weiter. Hier steht das Cheomseongdae, das angeblich älteste Observatorium Asiens – allerdings sind sie sich nicht sicher, ob es wirklich eines war, oder auch nur eine Kultstätte.

Im Park sind dann noch ein Freiluftmuseum, eine rekonstruierte Brücke und ein Ringwall, in dem noch ausgegraben wird – wir sehen die Archäologen gerade die aktuelle Ausgrabung mit Planen für die Nacht abdecken.

Als die Sonne den Horizont küsst, erreichen wir das Main Event des Tages: Den Wolji Pond – ein im Jahr 674 von König Mumnu künstlich angelegter See mit drei Pavillons, an dem er Gäste zum Bankett empfing. Ich bezweifle, dass er damals bereits so schön beleuchtet war, und dass die aus Holz erbauten Pavillons Original sind; dennoch ist das ein echter Hingucker!

Mit der Nacht kommt die Kälte wieder, und so gehen wir in Richtung Stadt zurück. Die Straßenlaternen leuchten nicht nur an den Lampen, sondern auch am Pfahl, und zwar mit Farbwechsel-LEDs. So viele kitschige, aber schöne Details im Ort, wir werden gleich noch eines entdecken. Am Straßenrand geht es einen kurzen Weg durch ein Seerosenfeld – allerdings (vermutlich wegen Winter) trockengelegt. Die Seerosen sind jedoch nicht vollständig weg, in den Lichtpfosten sind mit Lasergravur 3D-Seerosen eingraviert, und jedes ist individuell. Richtig schön!

Am Rückweg kommen wir wieder am Leuchtwürfel vorbei, und jetzt im Dunklen ist er noch beeindruckender:

Ich glaube, der Jetlag ist jetzt überstanden, nach nur 3,5h Schlaf gestern werden es heute Nacht 9 Stunden, und ich bin endlich synchronisiert!

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