Auch nach 5 Jahren Spanien falle ich immer wieder darauf rein: Das Wetter wird wärmer, die Kirschen fangen an zu blühen – das klingt nach Rennstrecke zum Sommer! Und so war es vor 2 Wochen noch: 15 Grad, fast wolkenloser Himmel, ein Träumchen! Am Südende unserer Urbanización (Siedlung) steht ein Atalaya, ein maurischer Wehrturm auf dem Hügel. Von hier aus mache ich mich auf eine kleine Wanderung mit fantastischen Ausblicken.



Auf dem Weg komme ich an einigen Bienenkörben vorbei. Lustig brummseln die Summseln herum und bringen viel Nektar nach Hause.




Ohne Zwischenfall laufe ich an den Kisten vorbei, als mich bestimmt 20 Meter weiter plötzlich eines der Mistvieher hinter dem Ohr sticht. Ich gerate ein wenig in Panik, als die Biene dann ins Revers meiner Jacke fällt und dort hin und her saust. Dass sie nur einmal stechen kann, kommt mir nicht gleich in den Kopf, und so reiße ich mir in Panik Rucksack, Kamera und Jacke vom Körper und fuchtele wie ein Wilder mit den Armen. Ein paar Meter weiter, in Sicherheit, fummele ich den Stachel heraus, aber der Stich war genau auf der Ader hinter dem Ohr. Am nächsten Tag kann ich meinen rechten Arm nur halb hochheben, die Schulter bleibt über eine Woche schmerzhaft.
Es gibt jedoch nicht nur wilde Bestien mit Flügeln, sondern auch weniger wehrhafte Schwalbenschwanzfalter, die sich an den Kirschblüten und am Salbei erfreuen.




Nach einer schönen Runde auf dem Bergrücken herab Richtung San Agustín geht es zurück zum Atalaya und der geodätischen Stele daneben.


Von der Radtour am Tag vorher habe ich keine Bilder – so eine Kamera macht dauerhaftere Fotos, wenn man eine Speicherkarte einlegt …
Also plane ich für das kommende Wochenende eine erneute Tour mit dem Rad in die Dehesa (Wildnis / Naturschutzgebiet). Aber damit komme ich zurück zur Einleitung: Auf Spanisch folgt auf Winter nicht Frühling, sondern Regenzeit. Und da wir jetzt 200 Meter höher wohnen, sieht das am nächsten Samstag so aus:

Ich erwache, und die Palme vor dem Fenster ist weiß. Das Auto ebenfalls, und es ist bitterkalt. Das ganze Wochenende wechselt es von Regen zu Schnee. Es taut zwar schnell wieder, aber es ist unfreundlich. Und auch die ganze Woche bleibt es wechselhaft bis ekelhaft, mit viel Regen und Nachrichten von Überschwemmungen im ganzen Land.
Letztes Jahr kam die Regenzeit einen Monat zu spät, dieses Jahr einen Monat zu früh. Gut, dass wir am Mittwoch in den Urlaub fliegen, dann kucken wir uns den Regen in einer anderen Umgebung an. Wobei, der Wetterbericht für unser 1.500 km nördlich gelegenes Ziel ist zwar nicht wärmer, aber weniger feucht.

Und heute gibt es tatsächlich nach über einer Woche Grau und Nass am Nachmittag mal ein paar Stunden Sonne. Das nutzen wir und laufen fast dieselbe Route erneut. Nur um die Bienenkästen machen wir einen Umweg!
Über die Schulter zurückgeblickt sieht man unser Dorf rechts, und vor uns die Stadt, die noch begossen wird.


Es windet kalt, aber die Sonnenstrahlen und die Wattewolken tun sehr gut. Die Flugzeuge auf der Einflugschneise nach Aeropuerto Barajas kommen lautstark zu unserer Linken herab, und kurz vor der Landung verschwinden sie im Duschvorhang unter der dicken Regenwolke.


Auf dem Rückweg blicken wir über das Guadalix-Tal Richtung Berge, dort entlädt sich eine dicke Ladung Neuschnee, an einer Stelle sieht es aus, als würde eine Schneedecke wie eine Lawine aus den Wolken fallen.



Wenn wir aus dem Urlaub zurückkommen, sind noch ein paar Wochen regenreich, und dann wird es vermutlich schlagartig Sommer, und aus dem satten Grün wird sehr bald ein ockergelb.
Zum Abschluss noch ein Panorama von Madrid – aus einem Foto in einen Scherenschnitt verwandelt.
