Der Regen hört nicht auf, und die Wettervorhersage für die nächsten Wochen ist unverändert. Ein Glück, dass wir die nächsten zwei Wochen nicht in Madrid sind!
Nach einem kurzen Zwischenstopp in London landen wir an der Mündung des Forth.

Wir haben uns bei CHECK24 ein E-Auto gebucht, und für nur 20 € pro Tag haben wir einen Volvo Polestar 2 bekommen. Ein schickes Auto, das macht Spaß!
Das Wetter ist eine deutliche Verbesserung, es ist sonnig und trocken. Wir sind beide ziemlich hibbelig, auf Schottland haben wir uns sehr gefreut. Unsere erste Unterkunft ist dann auch den Erwartungen entsprechend ganz schön gelegen, ein kleines Hotel am Ufer des Firth of Forth, direkt zwischen den drei Forth Bridges.
Vor allem die ikonische Eisenbahnbrücke ist ein fantastisches Fotomotiv, sowohl vor als auch nach dem Abendessen.


Nach dem Essen geht es in den lokalen Pub, und natürlich müssen wir einen schottischen Whisky trinken. Der Pub hat einen Whisky of the Month, also beginnen wir mit dem Glenlivet. Kein Fehler, allerdings übertreiben wir es mit Whisky und Cider, und haben am nächsten Morgen ein wenig Kopfschmerzen.
Die Forth Bridge sieht auf den Fotos gar nicht so groß aus, erst wenn man Vergleichsobjekte hat wie das Schiff dahinter oder der Zug darauf merkt man, wie gewaltig die Brücke ist. Die beiden neueren Brücken sind viel filigraner und würden alleine stehend auch Blicke auf sich ziehen, aber die wellige knallrote Brücke stiehlt mühelos die Show.



Bei der Bäckerei holen wir uns ein leckeres Frühstück (das Auto davor ist „unser“ schwedischer Polarstern), und dann geht es Richtung Westen – Edinburgh heben wir uns fürs Ende auf.


In Balhama am Loch Lomond parken wir am Fuße des Conic Hill. Der 361 m hohe Hügel am Ostufer des Sees bietet eine fantastische Aussicht und ist über einen Wanderweg gut erreichbar. Wobei: Wanderweg ist nur am Anfang richtig, die ersten Höhenmeter durch den Wald sind ein normaler Weg.


Nach dem Wald verwandelt sich der Weg in eine aus Steinen gehauene Treppe. Meine Übung mit den Treppen zum achten Stock ins CHECK24-Office zahlt sich aus, etwa 300 Höhenmeter geht es Stufe für Stufe nach oben. Die Aussicht wird immer schöner, nicht nur über den See, sondern auch über die kargen Wiesen auf den Hügeln oder die fruchtbaren Felder in der Ebene.
Es sind trotz Nebensaison viele Menschen unterwegs, locals ebenso wie Touristen. Und wir lernen: Frau trägt in Schottland praktisch ausnahmslos Leggings. Und ich meine das so, ob deutsche Touristinnen oder schottische Wanderinnen, ob Kassiererin im Tesco oder Bedienung in der bakery oder dem inn, ob 8 oder 80, alle tragen Leggings, ich habe seit der Landung nicht eine Frau bewusst in Jeans gesehen. Abgesehen von meiner Göttergattin, die modebewusst Jeans trägt und nicht nur darum positiv heraussticht.







Am Gipfel angekommen, belohnen wir uns mit einem Apfel und Gummibärchen. Ein richtig großer Rabe wartet auf die Reste, aber unsere Apfelbutzen interessieren ihn nicht – vermutlich ist das keine Konkurrenz zu Keksen oder Brot oder was die anderen Besucher sonst so fallen lassen.







Bergab ist wie immer nur halb so spannend wie bergauf, und bei den ungleichen und teilweise recht steilen Treppenstufen muss man genau aufpassen.
Unten im Wald muss es vor Kurzem heftig gestürmt haben, eine mehrere Hektar große Fläche ist kahl rasiert und wird neu angepflanzt. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie eng begrenzt solche Waldrasuren sind, nur wenige Meter weiter ist alles unbeschädigt, aber am betroffenen Gebiet steht nicht ein Baum mehr.


Nach dem verspäteten Mittagssnack im schnuckeligen Oak Tree Inn geht es aufgrund einer Straßensperrung nur mit einem Umweg zum Südufer des Loch Lomond, und dann an der Westseite den See hinauf.
Der Ort Luss ist uns empfohlen worden, aber kaum sind wir drin, sind wir auch schon wieder draußen. Später sehe ich auf der Karte, ich hätte abbiegen müssen – vielleicht holen wir das noch nach. Apropos Abbiegen, der Volvo hat ein Sicherheitsfeature, das uns ganz schön erschreckt. Auf der Abbiegespur von der Landstraße in den Ort hinein wartend, fährt von hinten ein Auto ziemlich dicht an uns vorbei. Der Volvo erkennt einen möglichen Aufprall und reißt sicherheitshalber die Gurte auf Spannung. Konzentriert auf eine Lücke im Gegenverkehr wartend, ist das vollkommen unerwartet, hätte uns aber im Falle des Falles möglicherweise vor schweren Halsverletzungen bewahrt.
Ein paar Kilometer nördlich von Luss ist ein Parkplatz am Firkin Point, ein Aussichtspunkt über den See. Zwei Hiker aus der Gegend, mit denen wir am Conic Hill ins Gespräch gekommen sind, haben uns das empfohlen. Überhaupt fühle ich mich zurückversetzt in meine Zeit in London: Briten sind so freundlich. Jeder ist bereit für einen kleinen Plausch, ständig smalltalken wir mit Menschen. Das ist so ungewohnt wie angenehm, das passiert in Spanien nicht und noch viel weniger in Bayern.
Es wird bereits früher als gewünscht kühl, weil die Sonne schon die Gipfel der umliegenden Hügel kratzt, um halb 5 ist es schon schattig, obwohl die Sonne erst 2 Stunden später untergeht.





Unser Hotel ist in Arrochar nur ein kurzes Stück weiter, am nördlichen Ende des Loch Long. Das ist allerdings kein See, sondern ein Fjord, der sich hier 60 km ins Landesinnere zieht. Der Steg ist offensichtlich nicht mehr in Benutzung, wenn man danach sucht, findet man Bilder mit heftig qualmenden Dampfschiffen dort anliegend. Heute ist hier jedoch nur automobiler Verkehr, und wir haben Glück, im Pub noch ein Abendessen zu bekommen. Mehrere Reisebusse halten hier heute Nacht, und die nach uns kommenden Gäste werden mit Verweis auf die kurz darauf eintreffenden Reisegruppen abgewiesen.


Auch hier probieren wir den Whisky of the Month, heute ein ebenfalls richtig leckerer Glengoyle. Wir sind weniger gierig, und so sollte es morgen früh ohne Kopfschmerzen weitergehen!
Fazit der ersten 1,5 Tage in Schottland: Wonderful, splendid, amazing! Tolle Natur, freundliche Menschen, wohlklingender Akzent und unerwartet sonniges und trockenes Wetter. Volle Punktzahl, so darf es weitergehen.