Nachdem wir gestern den ganzen Tag durch das Speytal gefahren sind, sind wir jetzt fast an der Mündung. Eine Military Road führt von der Hauptstraße als einspurige Piste an einem Stausee vorbei immer weiter in die Pampa.


Der Sturm gestern hat endlich schottisches Wetter gebracht, wenn die Sonne durch ein Wolkenloch scheint, dann leuchtet alles wieder in grellen Farben.
Nach dem Stausee geht es über eine Steinbrücke, und hier ist die Straße noch enger, noch welliger und unübersichtlicher, und die "passing places" (Ausweichzonen) fehlen komplett. Glücklicherweise kommt niemand entgegen, und nach ein paar weiteren Kilometern endet die Straße und wird zum Feldweg.


500 Meter weiter stehen zwei einsame Häuser, eines bewohnt, das andere sieht nach einer Hütte für das Militär aus, wenn sie hier Manöver machen. Hier müssten wir abbiegen, um am Spey zu bleiben, und zum Loch Spey zu kommen, aus dem der Fluss entspringt.

Das sieht aber matschig und unwegsam aus, und so kommen wir nicht zur Quelle. Dafür wird es aber echt spooky: Der Wind treibt die Wolken in das Seitental, während es im Haupttal immer wieder aufreißt.




Auf den Fotos kommt das nicht so bedrohlich raus, aber Gabi wird das zu unheimlich. Sie dreht um, und ich laufe noch ein paar Kilometer weiter in das schwarze, unheimliche Tal.






Der Weg folgt der Starkstromleitung über den Pass, und auf der anderen Seite wieder herab bis zum Great Glen Fault. Obwohl es so kalt aussieht und der Wind bläst, kann ich problemlos im Pulli laufen. Während ich beim Hinweg immer ins Dunkle laufe, scheint die Sonne mir beim Rückweg grell ins Gesicht.








Immer wieder fließt ein Bach über den Weg, und überall wimmelt es von Fröschen. Es ist absolut einsam hier, seit wir von der Hauptstraße abgebogen sind, haben wir niemanden gesehen. Wir waren zwar nicht ganz an der Mündung des Spey, dafür am Allt Yairack durch den Glen Shirra gelaufen, auf dem Weg, den General Wade 1731 errichten ließ, um Truppen gegen die katholischen Jakobiten nach Schottland zu schicken. So hatte der dumme Krieg auch sein Gutes, wenigstens gibt es jetzt einen schönen Wanderweg.




Kaum sitzen wir wieder im Auto, schlägt das Wetter um, erst werden die Rothirsche unruhig, dann fallen die Tropfen. Neben Hirschen und Fröschen haben wir gestern und heute auch jede Menge Fasane gesehen, aber leider sind die Fotos unscharf. Traurig: Die Hälfte der Fasane lag als road kill auf der Straße, die Vögel sind erstaunlich wenig schreckhaft und spazieren gemütlich auf der Landstraße herum – einmal muss ich bremsen, um einen der wunderschönen Vögel passieren zu lassen.


Das verspätete Mittagessen gibt es am House of Bruar, eine Mischung aus Autobahnrastplatz, Blumenladen, Kuriositätenladen und Clan-Museum. Da es eine Salatbar gibt, essen wir gut. In Pitlochry gibt es eine Lachs-Treppe am Glen Tummel, aber es ist nicht Saison, und die touristische Altstadt ist ziemlich überfüllt. Also fahren wir weiter, immer wieder regnet es heftig, kurzzeitig hagelt es auch.
Am frühen Abend erreichen wir Glasgow, wo Gabi erst mal in diverse Outlets muss. Ihr wisst schon, überlebenswichtig mit drei Ausrufezeichen!
Am Abend mache ich die 23.000 Schritte noch mit einer Wanderung zum nächsten Pub voll. Es ist Karaoke-Abend, und die Sänger(innen) sind meist richtig gut. Die Getränkeauswahl nicht, es gibt jede Menge faschistische Bourbon, aber nicht einen Single Malt! Ich trinke einen langweiligen blended Whisky (Bell's) und zu viele Strongbow. Leute kucken ist lustig, und leicht beschwipst wackeln wir zurück zum Hotel – bei immer noch 11 Grad, die Jacke hatte ich gar nicht dabei. In der Nacht kommt die nächste Regenwand, aber wir hatten den ganzen Tag Glück und sind nach 10 Tagen in Schottland immer noch nicht nass geworden. Dafür sind die Nachrichten aus Spanien nicht gut, daheim in Madrid ist nach wochenlangem Regen Hochwasser, und die Schneeschmelze hat noch nicht mal begonnen.