Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

Wehmütig wieder zurück zu Hause

"Georgien – Meer, Dschungel, Wüste, 5000m hohe Berge. Und all das auf der Größe Bayerns. Wie kann man hier nicht hin wollen?"

Das war die Erwartung, die ich an Georgien hatte, bevor wir losgeflogen sind. Haben sich meine Erwartungen erfüllt? Nein – und das ist gut so.

Meer haben wir gefunden, traumhafte Strände nicht. Der Sand ist hier (wie am schwarzen Meer nicht anders zu erwarten) dunkel und eher schlammig. In Borjomi ist Kieselstrand, aber mangels gutem Wetter hat uns das auch nicht vom Hocker gehauen.

Dschungel im Sinne von Regenwald haben wir nicht gefunden, und Dschungel im Sinne von von der Zivilisation unberührtem Urwald auch nicht – das lag aber an der mangelnden Zeit. Im Borjomi Nationalpark oder im Lagodechi Nationalpark gibt es mehrtägige Wanderrouten durch die Wälder. Unberührt ist aber hier auch relativ, Georgien ist seit vielen tausend Jahren ein Bevölkerungszentrum.

Wüste: Ja, aber jetzt in der Regenzeit ist das eine Grassteppe. Im August sieht es hier sicher ganz anders aus, vor allem ist es dann sicherlich ganz schön staubig auf den Pisten.

Berge gab es, jede Menge, von kleinem Hügel bis Hochgebirge mit Gletscher. Was mich überrascht hat: Ein Fünftausender sieht auch nicht anders aus, als ein Dreitausender. Die Berge in Swanetien sind wunderschön, aber wenn man nicht dazu sagt, dass es der Kaukasus ist, dann könnte es genauso gut in den Alpen sein.

Darum hat mich der Westen Georgiens weniger begeistert – es ist wunderschön dort, aber im Prinzip sehe ich fast das Selbe wenn ich nach Garmisch fahre. Nähert man sich hingegen Aserbaijan – also von Tiflis aus Richtung Südosten, dann entdeckt man ein ganz andere Landschaft.

Runde Hügel, praktisch baumlos, sehr spärlich besiedelt. Fantastische Panoramen in alle Richtungen, im Norden die Schneegipfel des Kaukasus, im Süden die deutlich tiefer liegende Ebene, die schon zum Nachbarland gehört. Zwei Täler bestimmen die Landschaft: oben, an das Gebirge anschließend, das Alasani-Tal, vom gleichnamigen Fluss durchflossen, welcher von zahlreichen Bächen aus den Bergen gespeist wird. Fruchtbar, viele kleine Dörfer, angeblich die Geburtsstätte des Weinbaus. Darunter, durch einen über 100km langen, etwa 200m hohen Hügelstrang davon getrennt ein weiteres Tal, dessen Namen ich auf keiner Karte gefunden habe. Hier gibt es nur wenige Ortschaften, da die Wasserquellen hier spärlich sind. Ein Teil des Tales ist der Vashlovani Nationalpark, etwa die Hälfte des Parks sind Naturschutzgebiet. Mit dem Auto kommt man auf Pisten ganz gut voran (wenn es nicht geregnet hat und man dann im Schlamm stecken bleibt…). Auch Mountainbikes sind hier scheinbar erwünscht, es gibt Schilder für Fahrräder, aber keine für Autos – sehr löblich!

Will man jedoch in das Naturschutzgebiet, dann muss man zu Fuss dorthin. Entweder auf eigenen Füssen, oder auf denen eines wiehernden Vierbeiners. In Tiflis gibt es Veranstalter, die dreitägige Touren in die Vashlovani-Schlucht anbieten. Das klingt verlockend, wenn mir nur die Vieher nicht so leid täten – für mich bräuchte man wohl zwei Pferde.

Im nächsten Tal, das schon zu Aserbaijan gehört, fließt der Mtkvari, von dessen Quellgebiet wir den Fluss über Gori bis nach Tiflis verfolgt haben. Südostlich von Vashlovani vereinigen sich Mtkvari und Alasani in einem Stausee, den wir in der Ferne bereits gesehen haben.

Dieses Gebiet hätte ich gerne noch länger erkundet, aber dann muss ein Visum für das Nachbarland her – diese blöden Grenzen nerven.

Wie eigentlich immer habe ich nach einer Reise nicht einen Eintrag weniger auf meiner Bucket List, sondern einige mehr. So eine lange Liste, so wenig Urlaubstage…

Zum Abschluß gibt es noch mal ein paar Zeitrafferfilme:

 

 

 

 

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