Während es zu Beginn und (laut Vorhersage) für das Ende unserer Urlaubswoche relativ angenehme 20 Grad hat, sinkt in der Mitte das Thermometer auf 12 Grad, und für heute ist Regen angesagt. Danach sieht es aber noch nicht aus, wir starten im voll besetztem Van mit 13 Passagieren + Fahrer in die Stadt. Obwohl der Himmel wolkenlos ist, ist die Sicht trüb. Alles ist ein wenig sandig, vermutlich hat es hinter dem Atlas in der Sandwüste gewindet, und der feinste Staub liegt heute über Marrakesch.
Die Burg hinter der Stadt würde ich gerne besichtigen, aber das heben wir uns für einen späteren Besuch auf, an dem wir motorisiert sind und die nahe und weitere Umgebung abfahren können.
Die Motorradfahrer tragen hier etwas, was aussieht wie von der Wehrmacht übrig gebliebene Stahlhelme, und so wirken die Zweiräder alle ein wenig militaristisch.
Kurz nachdem der einzelne Beatle die Straße überquert hat, steigen wir aus, und es geht zu Fuß weiter. Gut gefällt mir, dass viele Mobilfunktürme als Palmen getarnt sind. Es geht durch enge Gassen an Beispielen von perfektem Arbeitsschutz vorbei zu unserem ersten Ziel.
Das Dar El Bacha ist eine Stadtvilla mit Verkaufsstand für überteuerten Kaffee. Wunderschöne arabische Fließenarbeiten und Holzschnitzereien rund um einen Orangenbaum-Innenhof, ein ausgedehnter Badebereich und Ausstellungen von alten Keramiken geben einen Einblick in das Leben der Elite des frühen letzten Jahrhunderts.
Danach versuchen wir uns an einem Snack: In einem chaotischen Imbiss gibt es die marokkanische Crêpe-Variante und Pfefferminztee.
Wir kreuzen die touristischen Souk-Straßen und laufen lieber durch die ruhigeren Straßen im Süden der Medina. Sporadisch ist dort tatsächlich sogar mal ein Bild ohne Menschen möglich.
So unangenehm auch die lauten, stinkenden Mopeds sind, wenn man die traurigen Esel anschaut, hat es auch Vorteile.
Es hat, während wir Tee trinken waren, schon zugezogen, und inzwischen nieselt es immer wieder. Wir lassen uns nicht abhalten und wollen noch zu den ausgedehnten Gärten im Süden. Leider ist dort drum jedoch eine hohe Mauer, und wir finden keinen Eingang. Dafür finden wir chaotischen Verkehr: Die zweite Ringstraße, in München würde man wohl „Mittlerer Ring“ sagen, muss hier durch die Mauern der schön gestalteten Palastgärten. Meistens sind die Tore jedoch nur zwischen 3 und 4 Metern breit, also passen ein Auto und entweder Mopeds oder Fußgänger durch. Auf beiden Seiten staut es sich, und es wird mit Hupen und Drängeln versucht, irgendwie auf die andere Seite zu kommen. Ziemlich stressig auch für die Fußgänger, wir sind jedes Mal froh, wenn wir heil auf der anderen Seite des Tunnels ankommen.
Das kostet ziemlich viel Zeit, und wir müssen uns beeilen, wieder zurück zum Abholpunkt des Buses zu kommen – er fährt nur ein paar Mal am Tag. Am Ende verpassen wir den Bus um 1 oder 2 Minuten, und müssen wieder ein überteuertes Taxi nehmen. Der Fahrer will heute 20 €, und erst als ich sage, er soll uns wieder aussteigen lassen, willigt er in die üblichen 150 Dirham ein. Inzwischen regnet es durchgehend, und zurück im Hotel verkriechen wir uns ins Zimmer. Das war heute definitiv zu weit und am Ende zu schnell, am Abend und am Folgetag büße ich und muss Ruhe geben.
Auf dem Weg zum Abendessen malen die letzten Sonnenstrahlen noch einmal ein beeindruckendes V auf die dunklen Wolken.