Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

Flanieren am Río Duoro

Von Porto haben wir noch nicht genug gesehen. Waren wir gestern eher dort, wo die Einheimischen sich tummeln, so laufen wir heute durch Schwärme von Deutschen, Franzosen und Engländern. Am Morgen beginnt es jedoch erst einmal sehr ruhig und entspannt mit Blick über die Mündung des Duoro in den Atlantik. Die Ausflugsschiffe, die den Fluss auf und ab fahren wenden hier. Einige der Schiffe qualmen, als ob man sie mit feuchtem Heu betreiben würde.

Wir steigen wieder herab zum Fluß, und gehen an der Uferpromenade unter der Ponte de Arrábida hindurch. Auch der nördlichen Flussseite ruckelt eine Touristentram vorbei, Jogger und Radfahrer sausen vorbei, ansonsten ist es herrlich ruhig.

Am Morgen flutete vom Atlantik eine Nebelfront den Fluss herauf, und es ist immer noch ziemlich diesig. Heute scheint die Sonne kräftig, aber wir kommen in langen Hosen trotzdem nicht ins Schwitzen, es hat so um die 16 Grad.

Entlang alter Hafenanlagen, Lagerhallen, aber auch vielen kleinen Häuschen geht es entlang der im Wandel begriffenen Uferböschung. Die industrielle Nutzung gentrifiziert sich zu schicken Apartments, und als der Fluss die Krümmung wechselt und wir somit an der flacheren Außenseite sind, weitet sich das auf zu einem Vergnügungsviertel mit vielen Bars, nur noch zur Show geparkten schönen alten Booten im Hafen und einer Seilbahn nach oben auf die Brücke.

Porto klingt nicht zufällig wie "Port"wein, der wird einige Kilometer flußaufwärts hergestellt, und der Handel mit Alkohol scheint ein großes Standbein der Wirtschaft zu sein: Der leckere Vinho Verde und der portugiesische Zorro vom Sandemann-Logo sind prominent vertreten.

Wir nehmen die Seilbahn nach oben.

Über die Brücke fährt eine Metrolinie, und muss bei der Überfahrt ständig unkonzentrierte Touristen wegklingeln, die auf den Gleisen planlos rumstehen.

Auf der anderen Flussseite gibt es statt Seilbahn eine Kabinenbahn, die die Menschen die 50 Höhenmeter vom Ufer in die Altstadt hochschiebt.

Man sieht hinter der nächsten Biegung auch auf das Flussbad mit Sandstrand.

Nicht weit weg ist der Hauptbahnhof, ein Endbahnhof direkt hinter einem Berg, sehr schön, aber nur für Nahverkehrszüge, die Bahnsteige sind ziemlich kurz.

Wir drehen eine Runde durch die an dieser Stelle schön renovierte Stadt rund um Bahnhof, Rathaus, Glockenturm und kommen am unteren Ende der Brücke raus. Hier kann man auf niedrigerer Ebene ebenfalls den Fluss queren, und so lassen wir das Return-Ticket für die Seilbahn verfallen.

Die Sandemann-Führung mit einem verkleideten Mann mit schwarzem Mantel und Hut machen wir nicht, aber einen fruchtigen Cocktail trinken wir dann doch. Es geht wieder am Fluss entlang zurück, und die Steigung hoch zum Hotel nehmen wir als sportliche Herausforderung!

Planmässig würden wir jetzt nach Torreira weiter fahren, dort hatten wir nettes Hotel gefunden. Weil wir aber nicht wussten, ob wir noch eine Nacht länger in Porto bleiben, ist das aber jetzt schon ausgebucht, und die Alternativen zu teuer.

Wir überlegen und suchen hin und her, und sind uns einig, wir brauchen jetzt mal einen Ruhetag. In den letzten 6 Tagen sind wir 140.000 Schritte gelaufen, jetzt wäre mal Strand und Pool nett. Nur, Hotels mit Außenpool sind rar und teuer, schließlich einigen wir uns auf das Eurostars in Figuera da Foz. Das ist zwar auch drei Mal so teuer wie unsere normalen Hotels, aber wir behaupten uns das verdient zu haben!

Figueira da Foz

Unser Zimmer ist nett, getrenntes Wohn- und Schlafzimmer, zwei Bäder, 14. Stock mit Balkon und Meerblick. Wir gönnen uns auf der Dachterrasse in der Bar ein Glas Weißwein und einen Vermut, und sind dafür 12 € los – Preise wie auf dem Madrid Ríu!

Also wechseln wir auf unseren Balkon und genießen den Sonnenuntergang, und als die Sonne untertaucht bin ich schon lange alleine – es ist kalt und windig.

Am nächsten Morgen kucken wir aus dem Fenster – und sehen nichts. Eine weiße Leinwand, auf der nur schemenhaft die nächsten umstehenden Gebäude zu sehen sind.

Ich weiß jetzt, warum es hier keine Außenpools gibt, es wird halt an der gesamten Küste nie Sommer. Ich wusste ja, dass das in Galizien so ist, aber für die Mitte Portugals hatte ich es nicht auf dem Schirm.

Nach dem Frühstück sind wir aus dem Nebel, aber es bleibt den ganzen Tag düster und bedeckt. Wir drehen eine kurze Runde durch den Ort, essen in der Strandbar, und gönnen uns am Nachmittag eine Massage.

Der Pool im 16. Stock ist nett, aber es ist irgendwie deprimierend auf den Sandstrand zu blicken und zu wissen, dass man dort unten eine Windjacke braucht.

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