Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

Nach Porto

Neben Braga liegt der kleine Ort Guimarães – auf der Karte leicht zu übersehen, und doch historisch ziemlich interessant. So klein ist er nicht, mit 150.000 Einwohnern fast so groß wie Braga, aber weil Braga Provinzhauptstadt ist, verblasst Guimarães auf der Karte.

Das war nicht immer so, im 12. Jhdt. wurde hier Alfons I. geboren und eroberte sich später sein Königreich namens Portugal. Sein Geburtsort wurde 4 Jahre lang Hauptstadt, bevor er nach Coimbra umzog.

400 Jahre später bauten die Herzöge von Braganz die Stadt weiter aus und sich selbst eine dicke Villa und eine Burg daneben. Wir parken unterhalb des Burgberges und besuchen beide. Die Burg ist jedoch gerade in Renovierung und man kann die Mauern nicht erklimmen.

Im Innenhof der Villa zieht die Aufnahme eines Musikvideos das Interesse der Besucher auf sich. Böse Zungen würden behaupten, die Qualität der Band und die Aufmerksamkeit der Zuschauer würden zum größten Teil von den spärlich verhüllten körperlichen Vorzügen der selbstverliebten Tänzerin bestimmt.

Nach Besuch der Villa und Umrundung der Burg geht es hinab in die Altstadt. Diese ist nicht umsonst UNESCO-Welterbe, viele wunderschöne Häuser säumen die Gassen und Plätze, und es wird alles gut in Schuss gehalten.

Wirklich gespannt bin ich nun auf die zweitgrößte Stadt des Landes.

Porto

Nach ein wenig abenteuerlicher Fahrt – Verkehrssicherheit ist in der Ausbildung zum portugiesischen Verkehrsplanungsexperten nicht Bestandteil der Ausbildung – kommen wir in Porto an. Wir kreisen ein paar Mal um das Einkaufszentrum, denn auch Beschilderung steht nicht auf dem Lehrplan. Der Eingang in die Tiefgarage ist direkt nach dem Kreisverkehr in der Rechtskurve in die Wand – wenn man es sieht, ist man schon vorbei.

Das Einkaufszentrum mit dem 4 Stockwerke hoch spritzenden Brunnen ist direkt neben dem Fußballstadium des FC Porto – das interessiert mich bestenfalls periphär, aber es ist architektonisch ganz spannend.

Von hier spazieren wir Richtung Innenstadt, und es wirkt ein wenig wie Ostdeutschland vor der Wende – ursprünglich mal sehr schön, aber vieles ungepflegt und in Erinnerung an bessere Zeiten.

Wir beschließen, dass man hier noch mehr sehen kann, und buchen ein Hotel in der Stadt. 80 Meter über dem Fluß thront das Ibis mit schönem Blick, und diese 80 Meter gehen wir jetzt in engen Kehren herab zu einem Restaurant.

Nach der letzten Kehre kommt man durch eine kleine Gasse, es scheint als ob die Häuser hier eine WG mit gemeinsamen Wohnzimmer in der Mitte sind.

Wir speisen einen leckeren Spieß mit Oktopus und Garnelen und trinken ausgiebig grünen Wein und Wermut – der Alkohol ist notwendig, denn nach Sonnenuntergang purzeln die Grade rapide unter die 20-Grad-Marke. Fröstelnd sitzen wir mit kurzer Hose am Tisch und fragen uns, wieso es hier eigentlich so viel kälter als in Hamburg ist?

Auf dem Aufstieg wird es uns wieder warm, der Monduntergang über der Silhouette der Stadt ist farbenfroh.

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