Spanier tanzen ausgiebig und mit viel Ausdauer, das bewahrheitet sich auch hier: Also ich um kurz vor 6 beim Umdrehen aufwache, läuft auf dem Volksfest immer noch Musik. Tanzen bis zum Morgengrauen!
Morgengrauen heißt es, weil es heute Morgen ziemlich grau ist. Wir fahren durch Nieselregen nach Gijón, einer Hafenstadt ziemlich genau in der Mitte der nordspanischen Küste. Der Norden ist allgemein durch viel Schwerindustrie ausgezeichnet, aber hier an der Küste ist es überdeutlich. Schornsteine, Chemiewerke, Raffinerien, wo man hinschaut. Klar, wir sind mit den Häfen dort, wo die Rohstoffe angeliefert werden.
Die Stadt wirkt nicht besonders einladend. Es gibt eine Altstadt auf einer Halbinsel mit einem Berg, auf dem eine alte Verteidigungsanlage steht. Weil August ist, ist alles leer und geschlossen, wir suchen ziemlich lange nach einer Bar zum Frühstücken. Am Wetter sieht man nicht, dass August ist, es ist nieselig und hat unter 20 Grad.
Wenn die Sonne scheinen würde, wäre es hier an der Küste aber wirklich schön. Wir fahren durch lang gezogene Buchten und kleine Fischerdörfer, und so langsam hört es wenigstens zu regnen auf.
Santander
Obwohl Santander 1941 fast vollständig durch ein Feuer zerstört wurde, ist es viel schöner als Gijón. Die Stadt deckte die Südseite eines hügeligen Landvorsprungs mit Blick über die Bucht und hat direkt im Stadtgebiet bereits zwei schöne große Sandstrände. Rund herum gibt es noch eine Vielzahl an kleinen Stränden, und so ist die Stadt ein beliebter Badeort. Ich vermute, dass es im August nicht nur kühl und trüb ist, andererseits scheint es die Menschen wie an den deutschen Küsten nicht zu stören: Am großen Strand ist ordentlich Betrieb.
Zuerst sind wir aber am kleineren Strand, dort ist wenig los. Einzig das Strandrestaurant ist proppenvoll: „Ohne Reservierung? Haben wir selbstverständlich keinen Tisch frei.“
Die Hauptattraktion der Stadt, den Magdalenenpalast, lassen wir aus. Die Sommerresidenz irgendeines von Gott eingesetzten Herrschers liegt an einer tropfenförmigen Halbinsel zwischen den Stränden.
So langsam bricht die Sonne durch die Wolken, und es wirkt ein wenig mehr nach Strandwetter.
Über den Hügel geht es durch pompöse Villen zurück zum Auto. Wirklich auffallend ist der Mangel an Kommerz: Man findet fast nur Wohnhäuser, ab und zu ein kleiner Supermarkt, aber alles andere ist vor der Stadt in großen Einkaufszentren. Beim Wiederaufbau der Stadt nach dem Großbrand war offensichtlich "Walkability" nicht im Fokus, das Auto war bereits zu verbreitet.
Wobei, das Gehen wird schon unterstützt: Wir finden ein Rollband, lustigerweise an einer eher flachen Stelle und viel zu kurz, um wirklich hilfreich zu sein. Die Kosten-Nutzen Rechnung für diese Laufunterstützung hat den Nutzen für das ausführende Unternehmen wohl einkalkuliert.
Wir haben schon wieder die Uhr im Blick, wirklich lästig. Hier könnte ich noch ein paar Stunden herumlaufen, aber der Weg nach München ist noch weit, und wir haben viel zu wenig Zeit.
Eine schöne Stadt, fast hätte ich gesagt: Hier müssen wir im Sommer noch mal wiederkommen!