Wir kehren nochmal nach Cambridge zurück, aber es ist immer noch alles geschlossen. Vor 10 Uhr ist hier tote Hose, außerdem ist es feucht und düster. Die Stadtführung, die ich überlegt hatte startet erst um 11:00. Also schauen wir kurz noch die (wenig spannende) Mathematikerbrücke an und fahren weiter.
Es geht durch den Regen auf die Autobahn in Richtung Süden. Das nächste Ziel liegt in Londons Westen – die Horn Lane in Acton. Ich steige tief in die Vergangenheit ein und lasse alte Historie neu aufleben: In der kleinen Strasse am Stadtzentrum des Londoner Stadtteils Acton habe ich Ende 1998 mal zwei Monate Exil probiert und (nicht) gelernt, wie man mit minimum wage in einer Großstadt lebt. Trotz winzigem, ranzigem Zimmer in einem schmuddeligen Haus in der Multikulti-Ecke weit ab vom Schuss konnte ich nicht lange bleiben bis die Kohle aus war. Eine sehr lehrreiche Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
Wir wandern ein wenig durch die Strassen, und interessanterweise haben sich in 20 Jahren nur Details geändert. Die Läden sind größtenteils andere, aber die Häuser sind wie damals. Die Kirche gleich nebenan steht auch noch, und vermutlich lärmt sie auch heute noch Sonntag Morgens eine Stunde lang bis man glaubt das jüngste Gericht findet direkt vor Deinem Trommelfell statt.
Ein Immobilienbüro in der High Street zeigt im Schaufenster die Schnäppchen in der Umgebung: Mit Familie kommst Du unter einer Million Pfund nicht zu einer Wohnung, heute wie damals kann ich mir nicht erklären, wie man selbst mit einem mittleren Einkommen in London über die Runden kommt.
Zum Mittagessen gönnen wir uns heute Gourmet-Essen. Ich habe entdeckt, dass es Five Guys inzwischen auch in England gibt. Der Burgerbrater aus Virginia mit den riesigen Portionen und dem Burger-Bastel-System war in den USA schon mehrfach besucht worden, und so probieren wir das heute in Richmond aus. Die Burger sind nach wie vor lecker, und um fast 70 Pfund erleichtert wanken wir vollgestopft aus dem Laden. Leider fehlen die Pfund nun im Geldtascherl und nicht auf der Hüfte.
Letztes Ziel heute: Windsor. Der Spaziergang zum Schloss tut uns nach der Völlerei gut, aber vorher halten wir nochmal in Old Windsor an der Themse, Boote kucken.
Wir laufen vom Süden auf die Wochenendresidenz der englischen Krone zu, auf dem Weg zwischen Castle und dem Rennplatz in Ascot. Hier ist es angenehm ruhig, als wir zum Haupteingang kommen wuselt es abschreckend hektisch.