Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

Parque Regional de Sierra Espuña

Wir verlassen das Meer und fahren über kleine und kleinste Straßen Richtung Berge, und plötzlich ist alles grün und bewaldet – was 600 Höhenmeter doch für einen Unterschied machen! Routiniert klicken wir uns ein Hotel ohne allzu viel zu kucken – und landen bei der heiligen Eulalia im Kloster.

Das Zimmer ist gar nicht so klösterlich karg, aber die Betten sind sehr unklösterlich weich. Wir setzen uns in die Klosterbar, verzweifeln am Ergebnis der heutigen Wahl, machen noch einen kleinen Spaziergang in den stockdunklen Olivenhain, und ich habe eine unbequeme, unruhige Nacht.

Des Morgens treibt uns die Suche nach Getränken für Mensch und Gefährt in den nächsten Ort.

Aledo

Der kleine Ort ist bereits über 1000 Jahre alt, und strategisch gut auf einem Felsvorsprung gelegen. Von der Spitze, an der ein Wehrturm steht, hat man eine gute Aussicht.

Auf dem Nachbarhügel steht ein großer gescheiterter Zimmermann, und auf dem höchsten Berg hat die Staatsmacht einen Stützpunkt, vermutlich Luftraumüberwachung.

Im Tal sieht man die Anfänge des "país plastico" – des Plastikplanenlandes. Hier ist die Gemüsekammer Europas, zum Schutz vor zu viel Sonne und vor Vögeln sind die Felder alle mit Plastik abgedeckt.

Morra de las Moscas

Ich hatte gehofft, dass die Anlage oben auf dem Berg astronomisch ist, und man dort etwas besuchen kann, aber 200 Höhenmeter unterhalb des Gipfels ist die Straße abgesperrt. Die EVA13 können wir somit nicht besuchen, aber der Nachbargipfel – der "Fliegenberg" ist frei. Auf dem Weg hier hoch hatte man nochmal einen schönen Blick auf Aledo.

Eigentlich wollte ich gerne ein wenig weiter wandern, aber der Weg geht über viel loses Geröll, und außerdem ist es selbst auf 1500 m Höhe brutal heiß.

Hier scheint es sogar den Geiern und Adlern zu warm zu sein, ungewöhnlicherweise sind hier nur Schwalben unterwegs. Und jede Menge Flips! Bei jedem zweiten Schritt springt ein Grashüpfer vor uns, hier in der graubraunen Variante. So sind sie gut getarnt, das müssen sie auch sein, um sich vor den Feinden zu verstecken. Neben den Vögeln sind das auch die Gottesanbeterinnen, eine sitzt reglos auf dem Weg und wartet auf ein Opfer.

Es gibt hier auch Steinböcke, wir sehen sie lebendig, aber auch in der zerkleinerten Variante – ich frage mich, wer das Tier gerissen hat, ob es hier Wölfe gibt? Bären gibt es soweit ich weiss nur im Norden des Landes.

Entlang des Weges gibt es mehrere antike "Kühlschränke" – die Schneebrunnen ("Pozo de nieve") wurden benutzt, um mittels eines isolierten Schneelagers eine Art Tiefkühltruhe für den Sommer zu haben.

Vom Gipfel aus hat man eine schöne Aussicht – 360 Grad erreichen wir nicht, weil wir uns auf den letzten Metern über das Geröllfeld keinen Knöchel brechen wollen. Aber man sieht rüber zur EVA13, und runter ins diesige Tal.

Auf dem Rückweg sehen wir nochmal einen Grashüpfer und eine Gottesanbeterin. Wobei, von Ersterem nur noch Teile:

Die siegreiche Jägerin schlürft genussvoll den Leib des Opfers aus, mit dem Zoom kann ich zusehen, wie sie die grün-gelbliche schleimige Masse mit ihren Mund-Tentakeln aus dem Panzer zieht, bis sie an ein festeres, grünlich-braunes Organ kommt, das wie das Innere einer Miesmuschel aussieht.

Mein Video dazu ist leider total verwackelt, weil ich auf kippligen Steinen stehend weit ranzoomen musste. Es ist aber auch nicht so lecker, die Bilder müssen genügen. Ach komm, weil es so schön ist, zoom ich noch mal näher ran – Guten Appetit:

Nach nicht mal 5 km Wanderung sind wir wieder beim Auto, aber die Kleidung klebt verschwitzt am Körper.

Und so fahren wir nach Lorca zum Mittagessen, aber die Stadt ist weder schön, noch hat sie Parkplätze in der Nähe der wenigen Restaurants, die wir auf dem Weg sehen. Erst 5 km nach der Stadt finden wir ein Straßenrestaurant mit Parkplätzen. 2 Getränke für jeden, Vorspeisensalat, die üblichen 2 Gänge und Nachtisch für zusammen 10 Euro pro Nase. Wow! Supergünstig und lecker, ein Glückstreffer.

Bolnuevo

In einem praktisch leeren Hotel (<3 Nachsaison!) finden wir eine Dusche, einen Pool (eigentlich schon geschlossen, aber die Eisbärin darf noch ein paar Runden drehen) und einen Strand. Bis wir an Letzterem sind, geht die Sonne bereits unter. Hier gibt es Lehmklippen, die "Gredas".

Die Gredas waren der Grund, warum wir hier angehalten haben, aber ehrlich gesagt waren sie den Umweg nicht wert. Das schadet aber nicht, der Strand ist ist schön, und mit leichter Calima (Sand in der Luft) ist der Sonnenuntergang auch romantisch.

Beim Abendessen lernen wir neue Vokabeln: Fremdschämen heisst "Vergüenza de los extraños". An einem Nachbartisch sitzen englische und niederländische Rentner, die hier ihren Lebensabend verbringen, und sich gegenseitig die Telefone über den Tisch reichen. Sie haben Frauen am Strand fotografiert und diskutieren die körperlichen Merkmale der Opfer ausgiebig.

Am anderen Tisch versucht ein Rheinländer zu bestellen, und schnauzt die Kellnerin an, sie soll das in einer richtigen Sprache wiederholen, oder wenigstens in Englisch, aber bitte doch nicht auf Spanisch! Die Kellnerin bleibt cool, und sagt klar verständlich: "Sir, this was english. Would you like another beer?"

Wir kucken uns beschämt an, und hoffen, dass wir nicht so peinlich sind wie die anderen Gäste.

Auf dem Heimweg zum Hotel kommen wir noch an einer Strandbar vorbei, und bleiben dort noch auf einen Drink mit Blick auf die vielen Sterne und das Meer.

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