Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

MDR 2 – Saale-Radweg

Mein Ausflug steht unter keinem guten Stern. Ich fahre seit gestern Mittag mit leerem Akku, weil ich Depp den Schlüssel für den Akku zu Hause vergessen habe. Nun gut, das ist ärgerlich, weil ich jetzt zwei Akkus, Ladegerät und Motor unnötig mitschleppe. Aber ein Problem ist das nur bergauf, weil die Schaltung halt für mit Unterstützung ausgelegt ist. Gerade aus bin ich einfach nur langsamer, und schaffe somit meine geplante Strecke sicherlich nicht. Aber da bin ich ja glücklicherweise flexibel.

Also streiche ich Dresden von der Liste und biege Richtung Leipzig ab, es geht schön an der Saale entlang. Immer wieder justiere ich mein Vorderrad, aber die Scheibenbremse und ich, wir werden keine Freunde – mal lauter, mal leiser quietschend gibt sie mir zu verstehen, dass ich ein ganz miserabler Mechaniker bin.

Abgesehen von der Technik und dem Wetter ist es eigentlich super. Mit ein wenig mehr Liebe zum Detail bei der Planung und ein bisschen Werbung könnte der Saaleradweg genau so viele Touristen anziehen wie etwa der Altmühl-Radweg. Der Radweg durchquert viele hübsche kleine Dörfer, Burgen zieren die Hügel rechts und links. Es gibt noch ein paar Stellen, die verbessert werden müssen, etwa wenn es spontan mal eben 40 oder 50 Höhenmeter so richtig steil bergauf geht. Oder wenn der Radweg unvermittelt zum Feldweg wird, oder plötzlich ganz eng am steilen Ufer zusammenschrumpft.

Hier darf niemand entgegen kommen

Aber die Natur ist wirklich schön, man könnte sogar statt neben des Flusses auch darauf fahren. Trotz des Wetters – es ist immer noch deutlich unter 20 Grad, und Nachts einstellig – ist der eine oder andere Kanute unterwegs, und es gibt auch Infrastruktur um wieder zurück gebracht zu werden. Das pack ich mal auf meine To-Do-Liste, das sieht sehr interessant aus. Ich frage mich, wie es wohl mit der Promillegrenze in Kanus geregelt ist, denn es geht mitten durchs Weingebiet mit sehr leckeren Weinen.

Am frühen Nachmittag gibt es einen kleinen Schockmoment, an einem Stück ist der Radweg wieder eine Landstrasse. Ein Laster überholt sehr eng, ich muss ausweichen und fahre über einen Ast. Bei dem letzten Versuch das Vorderrad zu justieren hatte ich den Schnellspanner wohl nicht weit genug ran gedrückt, und er springt auf. Ich habe Glück, der Reifen bleibt in der Halterung und ich kann mit der hinteren Bremse anhalten und erneut einspannen. Das hätte böse schief gehen können!

Nach dem Schreck wäre erst mal Zeit für Mittagspause. Ein Stück weiter kenne ich ein Weingut mit Restaurant, das wollte ich eh mal besuchen. Aber es soll nicht sein, Montags Ruhetag und außerdem die Woche Betriebsferien. Gut, dass mir gestern jemand erzählt hat, dass sein Verwandter ein Weingut hat, das am selben Berg Wein anbaut. Fahr ich halt dort hin, ist nur 15km weiter.

Irgendwas ist kaputt gegangen bei der Laster-Aktion oder beim ständigem Justieren, jetzt quietscht die Bremse wirklich jämmerlich. Ich muss permanent ein klein bisschen den Bremshebel ziehen, sonst kriege ich Tinnitus. Da muss – sobald ich einen finde – mal ein Fachmann ran!

In Naumburg beim Weingut ist leider keiner da, ich fahre also erst mal in die Stadt Mittag essen. Der Wirt ist freundlich und legt ein Kabel nach draußen, sodass ich mein Rad doch mal wieder laden kann. Da das aber dauert beschließe ich hier im schönen Naumburg zu bleiben und morgen weiter zu fahren. Das fällt nicht schwer, in der Wirtschaft gibt es leckere Thüringer und so gute (und günstige) Weinschorle, dass ich danach eh nicht mehr fahren kann.

Ich muss aber so oder so schieben, denn zwar habe ich nun wieder Zusatzenergie, aber – das musste jetzt ja noch kommen – keine Luft mehr im Hinterrad. Arg!

Nun gut, direkt neben dem Hotel ist ein Radgeschäft, sollen die halt Vorderrad und Hinterrad reparieren. Hat er aber keinen Bock drauf. Heute hat er keine Zeit mehr, und morgen hat er erst ab Mittag auf. Ich kann ja dann wieder kommen, in einem Ton, dass ich annehme, er hat schon genug Kunden und morgen sowieso wegen Reichtum geschlossen.

Das macht irgendwie gar keinen Spaß so. Am Abend sehe ich zwar das erste Mal seit Tagen wieder ein paar Sonnenstrahlen, aber für Donnerstag und Freitag sagen sie schon wieder Regen an.

Ich bin am Überlegen, ob ich morgen das Rad zu einem tüchtigeren Radlladen schiebe, oder ob ich mich in den Zug setze und zum Auto fahre.

Mal kucken was das Wetter macht, wenn die Sonne scheint ist alles ja gar nicht so schlimm.

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

Antworten

© 2024 Unterwegs

Thema von Anders Norén