Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

Sabine Lake

Über unzählige Brücken geht es über unzählige Meerarme, Buchten, Flüsse und Seen entlang der Küste nach Osten an die Grenze zu Louisiana. Marschland und Pinienwälder wären schön anzuschauen, wäre hier nicht das pochende Herz der USA. Bekanntlich fließt in deren Adern Erdöl, und das wird hier raffiniert und verarbeitet. Von Horizont bis Horizont erstrecken sich Ölsilos, Raffinationstürme, Pipelines, Chemiewerke und vor allem Schornsteine, es qualmt aus allen Löchern.

Bei Port Arthur ist die Grenze zum nächsten Bundesstaat auf meiner Liste der Sabine Lake. Bei der steifen Brise ist hier Wellengang wie am Meer, und das ehemals französische Ufer ist von Pleasure Island nicht zu sehen. Diese etwa 20 km lange künstliche Insel ist nur durch den Schifffahrtskanal vom Festland getrennt. Der böige Wind macht die heutige Radtour ein wenig interessanter, vor allem auf den Brücken.

Neben Möwen findet man hier auch Pelikane und Reiher, die Flamingos hingegen kommen erst im Frühjahr wieder. Das Wettrennen mit der Catalan Sea (siehe unten) entlang des Kanals gewinne ich locker, trotz wiederholter Fotostopps. Von der Sabine Lake Causeway Bridge hat man einen tollen Überblick, auf der einen Seite texanisches Öl, auf der anderen Seite ein wie mit dem Lineal gezogener Horizont, und bis dahin nur unverbautes Marschland. Als Radler kann man auch stehen bleiben und das in Ruhe angucken – klarer Vorteil zu den Autofahrern.

Anschließend schiebt der Wind mich freundlicherweise zurück zur anderen Brücke, der wegen der Schiffe etwas höheren Martin Luther Jr. Memorial Bridge, vorbei an einigen schönen Stelzenhäusern. Auf der Brücke angekommen qualmt unter mir die Raffinerie heftigst, und der Wind lässt den Rauch nicht in die Höhe – die ganze Gegend ist eingenebelt. Ich verkneife mir das Schimpfen über die Ölindustrie – schließlich verfahre ich das Benzin hier gerade selber hektoliterweise. Irgendwo muss das ja herkommen.

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