Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

Eine Zugfahrt, die ist … verspätet

Weil nach Jodhpur und Jaisalmer keine direkte Zugverbindung geht, nehmen wir den Nachtzug zurück nach Jaipur, dort wechseln wir die Klamotten im Koffer aus, duschen, und fahren weiter nach Jodhpur.

Wir nehmen ein Auto zum Bahnhof und verabschieden uns von den absolut entzückenden Menschen im Hotel, die uns kostenlos 12h länger beherbergt haben und auch sonst total freundlich waren.

Der Zug soll um 11:55 ankommen und 00:15 weiterfahren, aber hat laut der offiziellen App 10-15min Verspätung. Ich habe eine alternative App, die zeigt Ankunft 00:33. Wir sind mit viel Sicherheitsfenster angekommen, und warten schon seit 11 Uhr. Das gibt uns Gelegenheit, den auf dem nächsten Gleis stehenden Expresszug nach Kalkutta zu bestaunen. In 30 Stunden fährt der Nachtzug über 2000km quer über den Subkontinent fast bis zur Grenze nach Bangladesh.

Um 00:45 kommt unser Zug dann doch endlich an, und die Neuankömmlinge schleichen sich leise herein, um die Schlafenden im Zug nicht zu wecken.

Die Betten sind bequem, einzig die auf Vollgas laufende Klimaanlage stört Gabi, die oben liegt. Bis zum Morgen haben wir die Verspätung reingeholt und kommen pünktlich in Jaipur an, wo uns Hirdesh abholt. Ich hatte darum gebeten, dass er sich die Mühe nicht macht, wir das selber hinkriegen ein Taxi zu nehmen, aber indische Gastfreundlichkeit ist 110%!

Nach einer Dusche und einem Nickerchen gibt es Frühstück, und wir fahren zum Laden, Reiseverpflegung kaufen. Dann geht es mit neu gepacktem Koffer zurück zum Bahnhof, wo um 11:55 (diesmal Mittags, nicht Mitternacht) der Zug nach Jodhpur ankommen soll. Ob es an der Uhrzeit liegt, oder ob die indische Bahn auch einen Andreas Scheuer hat, weiß ich nicht. Aber dieser Zug kommt nicht nur zu spät, sondern auch an einem anderen Gleis mit verschobener Wagenreihung. Das klingt doch all zu sehr nach Deutscher Bahn!

Am Bahnhof wird das Thema Arbeitssicherheit groß geschrieben, ich demonstriere das mal anhand der folgenden drei Bilder und einem Video. Jetzt weiß ich warum die in Madrid immer so penetrant "Do not cross the tracks!" durchsagen…

Die Durchsagen blingen und brüllen praktisch durchgehend (Ton an!), und wiederholen sich permanent, mit dem Ergebnis, dass keiner hinhört und die Nachricht ungehört bleibt. Ich höre erst hin, als sich die an den Displays angezeigte Zugnummer sich verändert.

Mit einer Stunde Verspätung rollt der Zug schließlich ein.

Wir haben erneut Schlafkabinen, leider einen halben Wagen entfernt. Langsam, aber stetig rattert der Zug gen Westen, es ist flacher als in der Puszta. Nur ganz ab und zu gibt es mal einen kleinen Hügel, danach wieder Ebene von Horizont zu Horizont. Auf halber Strecke kommen wir an einem Salzsee vorbei, danach wird es langsam ein bisschen hügeliger.

Wir smalltalken mit dem Engländer und den Kanadier in meinem Abteil – glücklicherweise ist der Zug nicht ganz voll und wir können bequem sitzen.

Als wir Jodhpur erreichen ist es stockdunkel, und nur 1,5 km vor dem Bahnhof fängt es an wie aus Eimern zu schütten und zu gewittern. Der Zug bleibt stehen, das Wasser fließt dick die Scheiben herab.

45 Minuten stehen wir hier; als es weniger regnet schlage ich vor einfach herauszusteigen – die Türen stehen sowieso offen – und den Rest zu laufen. Damit kann ich mich aber nicht durchsetzen, und so fahren wir doch irgendwann nach fast 7 Stunden in den Bahnhof ein. Immerhin haben wir 311 km zurückgelegt in der Zeit, und sind damit in etwa so schnell wie mit einem Überlandtaxi.

Der Bahnhof wuselt, und mit nasser Brille und schlechter Sicht schreiten wir mutig über den vielbefahrenen Kreisverkehr vor dem Bahnhof, glücklicherweise ist das Hotel direkt gegenüber.

Morgen soll das Wetter besser sein, hoffentlich ist dann Gabi auch wieder fit. Sie hat "Klimaanlage" und schmeißt Grippostad an, und um 21:30 ist sie bereits tief in Lummerland.

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