Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

Keoladeo National Park

180 Kilometer nordöstlich von Jaipur, bei der Stadt Bharatpur, wurde vor 250 Jahren ein Damm gebaut, um die Stadt vor den Monsunfluten zu schützen. In der vom entnommenen Material gebildeten Mulde sammelte sich Wasser, und der Keolado-See entstand. Die Zugvögel nahmen das als Zwischenstopp gerne an.

Mächtige Männer müssen ihre Macht ja immer beweisen, indem sie Wehrlose töten, und so hat hier erst der lokale Maharadscha, und später der britische Viceroy Vögel zum Spaß erschossen. In einem adligen Blutrausch wurden auf einer Mordsparty an einem Tag über 4000 Vögel ermordet.

Vor 50 Jahren wurde es in einen Nationalpark umgewandelt, und den erkunden wir heute.

Die Stichstraße geht fünf Kilometer bis zum Zentrum des Parks, und von dieser Straße gehen immer wieder Wege in beide Richtungen ab. Zu Fuß ist das ziemlich weit, und wir wollen keinen Guide mit Auto. Stattdessen mieten wir uns ein Fahrrad. Endlich mal wieder auf einem Rad zu sitzen tut richtig gut, auch wenn die Räder keine Gangschaltung und keine funktionierende Bremse haben und für deutlich kleinere Menschen gebaut wurden.

Auf den ersten zwei Kilometern ist wenig zu sehen, dann nehmen wir eine Stichstraße in den Sumpf.

Die Natur ist wunderschön, und es gibt erstaunlicherweise trotz Sumpf fast keine Mücken. Abends ist das vermutlich anders!

Die Straße ist ein Serviceweg, und endet schnell, also geht es wieder auf die Hauptroute. Noch sind wenig Tiere zu sehen, aber die Natur ist richtig schön!

Warum Gabi so strahlt? Weil die Show jetzt losgeht! Hunderte von Störchen sind links der Straße in den aus dem Sumpf ragenden Bäumen platziert.

Es dauert einen Moment, bis wir die Vögel als Störche identifizieren, sie sehen so anders aus als die europäischen. Aber im Flug sind sie unverkennbar, und das Schild klärt verbleibende Zweifel.

Neben den wunderschönen Vögeln, die auch nicht wie die bekannten Störche klappern, gibt es auch die kleinen Papageien, die wir schon in ganz Rajasthan gesehen haben.

Keck kuck er mich von hinter dem Baumstamm aus an, und es sieht aus, als will er gleich fragen, ob er mit mir über seinen Gott sprechen darf.

Er bleibt aber sprachlos, und wir fahren weiter, über einen Damm quer durch den See. Als der Weg sich weiter auffächert, lassen wir die Kinderräder stehen, und gehen zu Fuß weiter. Neben Vögeln gibt es hier auch Tiere mit 4 oder mehr Beinen. Mehrfach huscht ein flaches, pelziges Büschel Haare über den Weg, aber ich erwische nur einen Schnappschuss, auf dem man nicht wirklich erkennt, was das ist. Eine Art Dachs vielleicht?

In der Mitte des Parks ist eine kleine Pagode und daneben ein Erfrischungsstand. Es gibt das übliche in Plastik und Alu eingeschweißte Knabberzeug – wir verzichten – und warme Sprite. Hier picknicken knapp 20 Leute, teilweise mit beeindruckenden Vollformat-Kameras. Ich bin neidisch, will so ein Monster aber auch nicht mit rum schleppen.

Der Park ist an der Hauptstraße ziemlich wuselig. Wenn man aber davon abfährt, dann ist es schön einsam, und man ist mit den Tieren alleine. Gut ausgerüstet mit genug Wasser im Rucksack kann man das auch zu Fuß machen – wenn man vor 15 Kilometern Fußweg nicht zurückschreckt. Vermutlich weniger frustrierend als Europäer – Inder sind in der Regel kleiner, und so waren die Räder wirklich unbequem.

Auf dem Rückweg entdeckt Gabi noch Flughunde, die oben in einer Palme hängen. Mit dem braunen Fell fast Haustier-kuschelig 😉

Ein toller Park, das war ein sehr gute Idee! Und ein Ansporn, in Spanien trotz der fehlenden Infrastruktur und des folgenreichen Sturzes das Rad wieder mehr zu nutzen.

Jetzt gehen wir erstmal Mittag essen, und dann geht es in die frühere Hauptstadt des Mogul-Reiches. Dazu müssen wir aber aus Rajasthan raus.

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