Nach dem Mittagessen fahren wir weiter nach Almería, und das erste Mal seit Langem ist Hektik und Stau. Wir wollen zur Alcazaba, und gehen naiverweise davon aus, dass man dort mit dem Auto gut hin kommt und parken kann. Ein wenig gestresst geht es bei viel Verkehr durch enge Strassen und ein Labyrinth von Einbahnstraßen, das Navi versagt und die Beschilderung auch.
Als wir an der riesigen maurischen Burg ankommen, habe ich glaube ich ein paar Verkehrsregeln aus Verzweiflung gebrochen. Jetzt nur noch ein Parkplatz – easy!
Entlang der Burg geht eine Straße recht steil den Berg hoch, der Seitenstreifen ist ein großes Schlagloch, aber man kann parken. Man muss nur aufpassen, wenn man mit dem Reifen in ein Loch kommt, dann liegt man auf – also einparken mit Gefühl! Der nächste Parkplatzsuchende wird von seiner Frau eingewiesen, nach mehreren Versuchen gibt er auf und fährt wieder weg.
Die Straße ist schmal und reicht nicht zum Umdrehen, also laufen wir bergauf und schauen, wie es dort weiter geht. Das wird lustig: die Straße endet ohne Wendemöglichkeit in einem Tor. Ein Fußweg geht weiter nach oben zur Mauer, wir schwitzen uns in praller Sonne nach oben. Immer wieder halten wir an, um den Schweiß aus den Augen zu wischen und ein Foto zu schießen.
Unter uns ist die Altstadt von Almería, und es sieht kaum noch europäisch aus. Das ist eine afrikanische Stadt, und das macht Sinn: Einerseits vom Klima, andererseits war das ja auch 800 Jahre lang maurisch. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten ist die Altstadt hier aber nicht gepflegt und das Zentrum. Die neue Stadtmitte ist nebenan, in der Altstadt leben scheinbar die, die sich die neue Stadt nicht leisten können.
Und als wir um die Ecke der Burg kommen, entdecken wir das Stadtviertel für die, die sich auch die Altstadt nicht leisten können – und scheinbar auch keine Müllabfuhr.
Glücklicherweise sind die Schüsse die wir hören nur Knaller, die ein paar Kids werfen, aber das ist definitiv nicht der richtige Ort um Nachts einen Spaziergang zu machen.
Unser Weg endet auf in einer Sackgasse, und die Kakteen sagen deutlich: Hier geht es nicht weiter! Wir sind nicht de Einzigen, ein anderes Paar sucht hier ebenfalls einen Durchgang – vergeblich.
Wir steigen den Berg wieder herab bis zum Eingang der Burg, und beginnen innerhalb der Mauern den Aufstieg erneut. Am Ende können wir von oben auf das Ende unseres ersten Versuches blicken.
Die Burg ist wie von den Mauren gewohnt genial geplant, ein Bewässerungssystem mit Wasserspeicher ganz oben und Kanälen bergab sorgt für Gärten innerhalb der Wüste.
Man hat großartige Aussichten über die Alt- und Neustadt sowie den Hafen von hier, und auch auf den unvermeidlichen Nazarener.
Es gibt nicht nur viele Pflanzen hier, auch die Fauna ist hier.
Als wir dann noch auf die feline Fauna treffen, blüht Gabi vollends auf und knuddelt die kleine Tigerkatze durch. Eine weitere Katze ist noch beeinträchtigter von der Hitze als ich und pennt mitten auf dem Weg so tief und fest, dass sie selbst als wir über sie hinweg steigen nicht aufwacht. Ich habe kurz Bedenken, dass sie ins Licht gegangen ist, aber sie windet sich kurz darauf im Traum und zuckt. Ob sie von saftigen Mäusen träumt?
Nach der Besichtigung brauchen wir dringend Flüssigkeit, und trinken einen Tee und eine leckere Pfefferminz-Limo in einem arabischen Kaffee, und fühlen uns als wären wir in Marokko. Anschließend parke ich vorsichtig aus und muss etwa 200 m rückwärts die steile Straße herab fahren. Es lebe die Rückfahrt-Kamera! Wir nehmen uns ein Stadtrandhotel in der Neustadt und machen am Abend noch eine Kneipentour. Gibt auch abseits des tollen Alcazaba schöne Ecken in Almería, und vor allem richtig viel Fahrradinfrastruktur <3! Außerdem Eisdielen, die bis 1 Uhr nachts auf haben, so muss das!
Nur die Kerle sind komisch: Junge, Du bist weder mit der Umgebung noch mit Deinen Mädels abgestimmt, das ist so lame! 😀