Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

Ein luxuriöses Zelt in einem Wüstchen

Den ganzen Tag frage ich mich schon, wann wir endlich in die Wüste kommen? Ja, hier ist es arid, aber es gibt schon noch viel grün, und auch eine Menge Bäume. Auf den Werbebildern sieht man aber Sanddünen wie in der Sahara – das muss doch jetzt mal anfangen?

Entlang der Straße reihen sich schon die Zeltstädte, von einsamer Wüstenromantik ist hier keine Rede. Schließlich erscheint dann links der Straße eine lange Sanddüne, und rechts unsere Hotel. Aus Stein, gebaut im hiesigen Fort-Stil. Dahinter stehen dann die Zelte.

Und wie gesagt, Wüstenromantik ist das nicht, das ist eher "Großstädter will Abenteuerurlaub, aber mit allem Luxus". Fließenboden, darauf ein Marmor-Bett, und nach hinten raus ein riesiger Waschraum mit Marmor und Fließen. Vorne raus steinerne Bänke und Hollywoodschaukeln. Und weil der Dekadenz noch nicht genug, ist in der Mitte der Zeltstadt ein Pool mit Bar. (Leider aber so schmutzig, dass wir dankend verzichten)

Und Brandschutz scheint hier nicht TÜV-geprüft zu sein, gestern war ich schon ein wenig beunruhigt: Das Hotel hatte keine Treppen, nur Aufzüge. Hier ist dass die Feuerschutzvorrichtung (zur Ehrenrettung: Ab und zu war auch ein Feuerlöscher montiert)

Jetzt aber endlich in die Wüste, wir queren die Straße und beginnen den Abwehrkampf: Nein, keine Jeep-Safari. Kein Kamelreiten. Nei-nei, Danyavaad! (Nein, danke)

Wir wollen zu Fuß ein ganzen Stück in die Wüste reinlaufen, weg vom Gewusel und Gehupe. Doch nach wenigen Minuten ist bereits wieder Schluß mit Sanddünen, die Wüste ist vielleicht 300 Meter breit, und 2 Kilometer entlang der Straße. Der Kanal aus Punjab, den Indira Gandhi hat bauen lassen, hat ganze Arbeit geleistet: Die Sandwüste Thal ist heute immer noch arid, aber wird immer grüner und erlaubt immer mehr Landwirtschaft.

Ich will auf jeden Fall weiter gehen, aber Gabi ist unsicher, was dort wohl so an Viehzeugs rumkrabbelt. So trennen wir uns, Gabi setzt sich auf die Dünen und genießt das Gewusel, ich suche die Stille im Wald dahinter.

Und kaum ist man da unten, ist es so herrlich still! Keiner hupt, keiner ruft, nur die Vögel zirpen und die Insekten krabbeln. Ein paar Mal begegnet mir jemand auf dem Kamel, wenn kein Tourist mit drauf hockt, dann trottet das Kamel einfach so rum, und drauf sitzt der Kamelführer und spielt Handy. Bis er mich sieht, und "Camel Safari?" fragt.

Ich habe mich als Freizeit-Apache betätigt, und das kleine Spuren-Latinum gemacht. Prüft bitte nach, ob ich alles richtig habe?

Zwei Dinge sind auffällig: Kühe in der Wüste? In Indien sind überall Kühe, auch in der Wüste. Und sie haben dort genauso viel Spaß an den Dünen wie die Menschen:

Und zweitens: Gazelle!

Gleich zu Beginn hatte ich eine in der Ferne gesehen, und ich habe das Glück, dass eine halbe Stunde später ein besonders schönes Exemplar einer Chinkara-Gazelle erneut hinter mir vorbei rennt. Diesmal habe ich genug Zeit, die Kamera zu justieren und abzudrücken!

Nach einem weiten Bogen komme ich wieder zurück zum Gewusel und zum Lärm, wo meine indische Wüstenprinzessin mich bereits erwartet.

Bald ist es so weit, die letzten Minuten vor dem Sonnenuntergang müssen noch für Pre-Wedding-Shots genutzt werden!

Ein paar "letzte"normale" Bilder von mir noch, bevor der goldbraune Modus aktiviert wird.

Und jetzt ist die Szenerie gesetzt, wir stehen von der Sonne gesehen hinter der Düne, und die Kamele stehen oben drauf. Perfekt!

Als wir dann zu den anderen Touristen hochlaufen, und die Sonne erneut untergeht, ist es ziemlich unspektakulär, sie verschwindet im Schleier aus Dreck und Sand noch lange, bevor sie den Horizont erreicht.

Zurück am Zelt großes Erschrecken: Gabi hatte den Schlüssel, weil sie nicht mit in den Wald wollte, aber keine Hosentasche – der liegt wohl noch auf der Düne, auf der sie die Show genossen hat. Wir spurten zurück: Wo war das jetzt gleich wieder? Die Düne da, oder doch eher da drüben? Ich ahne schon, dass wir an der Rezeption mit gesenktem Kopf beichten müssen, als die Chefin Erfolg berichtet – sie hat die Stelle wiedererkannt, und hält den Schlüssel in der Hand. Puh!

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