Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

Ein Streifchen Land mit viel Wasser

Für unser nächstes Ziel brauchen wir eine Fähre, und so wird es heute hektisch: Bis 16:30 müssen wir in Cedar Island (keine Insel) sein, um die letzte Fähre nach Okracoke Island zu kriegen. Easy peasy, 350 km, aber irgendwie stresst es mich. Wir folgen weiter Highway 17 bis Jacksonville, das ist wie Wilmington vorher wenig spannend. Dann geht es auf einen weniger befahrenen Highway, und kurz vor dem Ozean wandelt sich endlich mal wieder die Landschaft, es gibt wieder einen Horizont!

Mit über einer Stunde Puffer erreichen wir das Terminal und haben Zeit ein wenig rumzulaufen.

Die Überfahrt dauert etwas über 2 Stunden und ist ereignislos, wenn man von dem Jeep absieht, der von einem RV gezogen wird, und dessen Fahrer in sehr betagtem Rentenalter ist!

Auf Okracoke Island angekommen haben wir wenig Zeit uns umzusehen, denn unser Hotel ist auf Hatteras Island, und das ist noch eine Fähre weiter. Hier auf den Inseln werden viele Golf-carts benutzt, auch als Taxi scheinbar:

Endlich auf Hatteras angekommen ist es bereits dunkel, und die meisten Restaurants haben die Küche schon zu. Wir finden glücklicherweise noch eines, wo wir eine Minute vor 21:00 noch nach einem Tisch fragen – ab 21:00 ist hier überall Ofen aus. Solche Gäste lieben die Restaurants besonders, wir versuchen schnell zu essen und geben ein wenig mehr Trinkgeld. Als wir dann im Hotel ankommen, ist die Rezeption schon nach Indien umgeschaltet – ein freundlicher Mensch mit deutlichem Dialekt checkt die Gäste von der anderen Seite der Welt aus ein. Home-Office extreme!

Am nächsten Morgen sehen wir endlich etwas von den Outer Banks. Hier muss vor Kurzem ein rechter Sturm gewesen sein, bereits neben dem Terminal am Festland waren einige Häuser beschädigt. Die Worte „Auf Sand gebaut“ kann man hier in Lebensgröße begutachten, ein Stück Strand und die darauf gebauten Häuser sind vom Meer angefressen. Mutig, hier im Hurricane-Gebiet direkt auf dem Strand Häuser zu bauen!

Nach dem letzten großen Hurricane haben sie das „Cape Hatteras Lighthouse“ ein paar hundert Meter landeinwärts geschoben, weil es sonst nicht mehr zu retten gewesen wäre – der Pfosten zeigt den ursprünglichen Standort.

Hier am Strand sind die Sand Piper lustig, die sehen wir schon seit Florida ständig. Der wohl hektischste Vogel der Welt lebt immer direkt an der Welle und piekt im zurückweichenden Wasser nach Essen. Permanent auf Hab-Acht-Stellung vor der nächsten Welle, vor der er sich schnell laufend oder mit einem kurzen Flug rettet. Schon vom Zuschauen wird man ganz wuselig, der kleine Vogel saust ohne Unterlass den Strand hoch und runter.

Nach dem Strandspaziergang geht es im Landesinneren zurück, hier ist es dicht bewaldet und kein Unterschied zum Festland ist zu erkennen.

Von dem keilförmigen Hatteras aus geht es jetzt gertenschlank nach Norden, rechts und links des Highway sind vielleicht 50 Meter Sand, und dann in beide Richtungen bis zum Horizont nur Wasser.

Wie sich das bildet, würde mich wirklich interessieren, aber ich finde leider nichts dazu. Aber gruselig ist es schon, vor allem wenn man weiß, dass in 50 Jahren hier nur noch eine Sandbank sein wird. Dass die Menschheit irgendwas am Klimawandel ändern wird, die Hoffnung habe ich spätestens jetzt aufgegeben – hier in den USA ist ein Verzicht auf das Auto schon aus städtebaulichen Gründen vollkommen illusorisch, und die Autos sind große Vierrad-Antrieb-Pickup-Monster mit Reifen, die mir bis zur Brust gehen. Über viele Kühlerhauben kann ich kaum drüber kucken.

Was jetzt nicht heißen soll, dass wir aufgeben sollten, aber wenn 2024 Trump wiedergewählt wird (auch das scheint mir nach dem, was ich hier gesehen habe sehr wahrscheinlich), dann sehe ich schwarz. Gut, dass ich schon so alt bin …

Darum: Carpe diem, die Straße ist spannend, und der Himmel auch!

Gegen Mittag wird es stockdunkel, und die Schleusen des Himmels machen ganz weit auf. 10 Minuten lang stürmt und regnet es heftig, und danach ist die Straße eine halbe Reifenhöhe überspült.

Freude am Fahren! Gabi rollt mit den Augen, aber der kleine Junge in mir springt mit Gummistiefeln (in Reifenform) durch die Pfützen.

Am anderen Ende der Outer Banks liegt Kitty Hawk, hier haben die Gebrüder Wright das erste Mal eine Maschine fliegen lassen. Das Feld, auf dem das passiert ist, hat jetzt ein Visitor Center und eine Bronzeplakette, aber dafür soll man pro Nase 20$ Eintritt zahlen. Das ist mir zu viel, und so fahren wir nach Virginia Beach weiter. Dort haben wir ein ganz nettes Hotel mit Terrasse zum Strand – und 15 Grad und Nieselregen. Schon lustig, auf den Outer Banks habe ich schon morgens geschwitzt, und nur 100 km weiter nördlich muss ich in lange Hosen wechseln und wäre um eine Jacke dankbar.

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