Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

Jaipur

Heute fahren wir mit dem "Auto" – einem dreirädrigen Mini-Taxi, von den Touristen Tuktuk geschimpft – in die Walled City. Es gibt zwar eine Metro, aber die kommt aus der falschen Richtung. Die Geschwindigkeit, in der sich das Land wandelt ist unglaublich, eine zweite Metro ist schon im Bau, und sicherlich wird hier in 10 Jahren ein gut ausgebautes Netz zur Verfügung stehen.

Bei Jaipur denkt man vermutlich als erstes an den "Palast der Winde", doch eigentlich ist das nur eine prunkvollere Version der allgemein schönen Häuserfronten hier. Das ist erstmal enttäuschend, aber dafür gibt es direkt dahinter den "City Palace".

Tiere gehören hier zum Stadtbild dazu und werden von den Menschen gefüttert, die Kühe und Hunde haben eine feste Routine, und wissen wann sie vor welchem Haus stehen müssen um Futter zu kriegen. Wir haben das gestern Abend beobachten können, als 2 Kühe zu einem Haus liefen, den Kopf über das Gatter schoben und auf sich aufmerksam machten.

Auch die fliegenden Ratten werden gefüttert, an den Verkaufsständen der Korndealer wird mit den Vögeln geteilt.

Im Palast haben wir wieder einen Guide, der uns über die Geschichte des Landes aufklärt, im Wesentlichen erfahren wir über die Invasion der Muslime und die indischen Könige. Die Spannung zwischen Muslimen und Hindus ist mit den Händen zu greifen, und so ist die Zeit, in der Indien Teil des persischen Mughal-Imperiums war sehr zwiespältig. Einerseits sind sie stolz auf die Kunst und Kultur der Zeit, andererseits ist da vor allem die religiöse Kluft.

Von den Königen erfahren wir die Besonderheiten, vom 250-Kilo Maharaja über den begnadeten Polo-Spieler, der in England beim Turnier vom Pferd fiel und starb. Dann ist da der streng religiöse König, der nur Wasser von den Ganges-Quellen trank, und darum für die Fahrt nach England zwei jeweils 4.000 Liter fassende silberne Trinkbehälter bauen lies.

Und ganz wichtig ist natürlich die "schönste Frau der Welt" – die Tochter des letzten amtierenden Königs vor der Demokratisierung. Sie hat ein Buch geschrieben, die "Memoiren einer Prinzessin", das es hier in viele Sprachen übersetzt zu kaufen gibt.

Eine weitere Spezialität von Jaipur ist neben Blockdruck und Edelsteinen auch Miniatur-Zeichnung mit winzigen Pinseln bis hin zu Pinseln aus nur einem Faden. Wir sehen einen Arbeiter, der in Zeitlupe die mit Pflanzenfarben gemalten Muster auf der Mauer renoviert.

Außerhalb des Palasts ist die letzte Ergänzung der Anlage, ein Gästehaus mit Mughal-, Hindu- und europäischem Stilmix. Von hier aus auf den Eingang des Palastes zurückblickend sieht man zwei Elefantenskulpturen mit darauf sitzendem Maharaja.

Südlich des Palasts ist der Grund, warum die Stadt in die Ebene verlegt wurde: Das Jantar Mantar, eine astronomisch-astrologische Anlage. Ich lerne hier: Eine Sonnenuhr reicht in der Regel nicht – wir sind südlich des Wendekreises, und je nach Jahreszeit steht die Sonne Mittags im Süden oder in Norden. Eigentlich klar, wenn man darüber nachdenkt.

Auf den kleineren Sonnenuhren kann man die Uhrzeit auf 20 Sekunden genau ablesen, auf der Großen sogar auf 5 Sekunden genau!

Dann endet die Wissenschaft, die restlichen Geräte sind zur Bestimmung des Sternzeichens nach Sonnen- und Mondzählung, und anhand dessen werden die Eigenschaften und der Name eines Kindes ausgewürfelt. Schwurbelalarm…

Das nächste Ziel ist mal wieder ein kulinarisches Highlight, das Laxmi Misthan Bhandar (LMB). Das beste Restaurant am Platz ist tatsächlich uneingeschränkt empfehlenswert, sowohl das Essen als auch der Sweet Lassi sind fabelhaft.

Nachdem ich gestern schon Klamotten shoppen war, ist heute Gabi dran. Gleich drei Kleid-Hosen-Kombinationen wechseln den Besitzer, und somit sind wir gerüstet für den Abend. Auf dem Heimweg sehen wir noch ein Eichhörnchen, dass ein Naan-Brot gemopst hat, und sich das mit einem Vogel teilt.

Für den Abend hat Hirdesh eine Besonderheit geplant: Wir besuchen mit seiner Familie das Choki Dhani Resort. Der Erlebnispark ist im Stil eines indischen Dorfes angelegt, mit Gauklern, Schauspielern und Tänzerinnen. Sehr schön angelegt ein tolles Erlebnis für die Kinder wie uns Erwachsene.

Gabi und ich sehen fast indischer aus als unsere Freunde! Aber wir tanzen nicht so gut wie Hirdeshs Tochter!

Am Ende des Besuches gibt es ein noch ein Abendessen aus vielen verschiedenen kleinen Gerichten, ein toller Abend!

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