Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

Radtour durch Bayern (Tag 3/3: Zum Zusammenfluss Altmühl/Donau)

Die lärmenden Christen geben auch in Kipfenberg keine Ruhe, aber wenigstens bimmelt es hier nur einmal pro Stunde. Das reicht aber, um auch diese Nacht meinen Schlaf deutlich zu verkürzen. Danke dafür…

Burg Kipfenberg

Am Morgen lege ich mich nach dem Frühstück "nur nochmal kurz" aufs Sofa – und werde kurz vor Mittag von der Putzfrau geweckt. Jetzt aber schnell los, ich muss meine Mitte finden – nicht nur meine, das Zentrum des ganzen Söderversums! Hierum dreht sich also die ganze Welt, die spätestens 200km entfernt von hier nur noch von bösen, gefährlichen Ausländern bewohnt ist, vor denen man uns schützen muss.

Obwohl der Sender Gelbelsee gleich nebenan so zentral steht, sendet er aber nur lokal, nicht für ganz Bayern.

Ich bin jetzt auf der "Landzunge" zwischen Altmühl und Donau, und hier ist es nicht mehr so schön flach wie unten im Tal. Auf und ab geht es durch Wiesen, Felder und Wälder.

Ich komme an einem Dino-Park vorbei, aber – das bestätigt mir auch eine Familie, deren Tochter total aufgeregt und begeistert ist – das ist eher was für Kinder. Nicht links liegen lasse ich dafür den Eis-Automaten der Erdbeerbauern – hier kann man 24/7 Erdbeereis (und einige andere Sorten) aus dem Automaten holen, verpackt wie Ben&Jerry's. Schmeckt gar nicht übel!

In Hexenagger gibt es nicht nur eine Burg zu sehen, wenn man die steile Strasse hoch fährt, dann gibt es auch eine 1000-jährige Eiche zu sehen. Auch wenn ich vermute, dass das mit den 1000 Jahren eher sprichwörtlich zu nehmen ist. Der Baum ist aber jedenfalls ganz schön breit und knorrig. Das sieht man nicht alle Tage!

Knappe 20km sind es dann noch über holprige Waldwege bis zur Befreiungshalle, und mein Sitzfleisch jault bei jedem Stein. Zwischendurch schiebe ich auch ab und zu ein paar Meter, selbst mit dem Fahrrad ist man ja eigentlich auch noch viel zu schnell unterwegs, um die Natur richtig zu geniessen.

Das mächtige Kriegsmonument, dass den Sieg der Teutschen Völker über Napoleon ehrt (witzig, dass das in Bayern steht, wo Bayern doch lange Zeit mit Napoleon gekämpft hat…) interessiert mich wenig, auch wenn Leo von Klenze hier mit entworfen hat. Dumpfer Nationalismus und Kriegsbegeisterung, davon haben wir in Deutschland ja letztes Jahrhundert ruhmreiche Erfahrung mit gemacht. Oder so.

Auf der Strasse sind mir zu viele Busse unterwegs, also rolle ich langsam in Schrittgeschwindigkeit den steilen Fussweg herab. Unten angekommen glühen meine Bremsen wie eine Herdplatte! Nur ein Depp würde da jetzt testweise den Finger … F**k, ist das heiss!

Kelheim kenne ich bereits, und so freue ich mich über die Ausrede einfach früh ins Hotel zu gehen. Nach zwei Stunden wird mir langweilig, und ich drehe doch noch eine kleine Runde.
Hier fließt ja bekanntlich die Altmühl in die Donau – was aber eigentlich falsch ist. Die Altmühl endet schon 35km weiter flussaufwärts in Dietfurt im Rhein-Main-Donau-Kanal, und so fließt hier kein Fluss, sondern eine einbetonierte Schiff-Autobahn.

Das Hotel ist schick und die Gäste ebenfalls, ich komme mir ein wenig deplatziert vor als Nachbars im Abendkleid und Anzug aus dem Zimmer kommen, und ich mit kurzen Hosen und mit verwuscheltem Haar. Dafür haben die Ausstatter Humor, im Lift ist eine Werbung für die "Absturz"-Bar.

Nah, alleine Saufen ist langweilig!

Morgen noch ein kleiner Hüpfer nach Regensburg, und dann ist Mittags Familientreffen zwengs Muttertag und so. Heim geht es dann auf vier Rädern rasend schnell über die Autobahn.

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