Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

Dem Regen entfliehen

In Spanien sind der 6. und 8. Dezember Feiertage. Zuerst wird die Verfassung gefeiert, und dann der wohl lustigste Witz über Christen – Jaja, Josef, der dicke Bauch kommt ganz bestimmt von Gott, anders kann ich mir nicht erklären, wie ich schwanger wurde. Dieses Jahr ist das ein doppelter Brückentag, die Feiertage fallen auf Dienstag und Donnerstag.

Leider ist die Beste aller Frauen just in dieser Woche in München, und die Flüge nach München extrem teuer. Mitten in der Regenzeit 6 Tage planlos in Madrid rumsitzen ist aber auch doof, und so nehme ich die Brückentage Urlaub und fahre in den Süden.

Mit dem Rad auf der Anhängerkupplung geht es auf die A-4 einmal quer über die Ebene von La Mancha, und dann über die Sierra Morena nach Andalusien. Es ist kaum Verkehr, und es cruised sich ganz angenehm durch die engen Täler. Nach Jaén geht es in die betischen Kordilleren, und jetzt sind das richtige Berge!

Kurz vor Granada biege ich links in ein Tal, und erreiche kurz darauf mein erstes Ziel. Unter den Hotels hier sticht eines besonders hervor: ein Hammam-Hotel für nur 29€ inklusiv Frühstück. Wie ich kurz darauf erkenne, hat das Hotel noch weitere Überraschungen: Erstens bietet es eine wunderschöne Aussicht, unter anderem auf das Prunkstück der Kordilleren, die Sierra Nevada. Und zweitens ist die Anlage richtig schön in einen Hügel eingefügt.

Bei genauerem Hinsehen ist die Anlage nicht nur schön in den Hügel eingefügt, tatsächlich sind alle Zimmer tatsächlich im Hügel – Guadix ist dafür bekannt, dass ein großer Teil der alten Häuser Höhlen sind. Die Rezeptionistin erzählt mir, dass sie ihr ganzes Leben lang nur in „cuevas“, also Höhlenwohnungen gelebt hat.

Es wird schnell dunkel, aber ein kurzer Spaziergang über die Anlage ist noch drin.

In der Nacht fällt mir auch gleich ein Nachteil dieser Bauweise auf – die Ventilation ist schlecht, und so wache ich mitten in der Nacht auf und muss erst mal vor die Tür, frische Luft schnappen.

Am nächsten Morgen begrüßt mich bestes Wetter und eine Aussicht auf den schneebedeckten Gipfel vor mir.

Leider wird das mit dem Hammam-Besuch aber nichts – so spontan sind keine Plätze frei.

Guadix

In der Oberstadt gibt es auf einem Hügel einen Mirador, und voller Energie hüpfe ich den steilen Weg nach oben. Man hat einen Blick über die ganze Stadt und die dahinter liegenden Berge, und wenn man sich umdreht, erstreckt sich dort das weiß bezuckerte Gebirge.

Es gibt wirklich viel Cuevas zu sehen, und jede ist besonders.

Ein faszinierendes Dorf, in dem es viel Schönes zu sehen gibt, aber auch weniger gepflegte Ecken. Und in dem es laut ist: Aus allen Richtungen jaulen, bellen, wimmern und japsen Hunde, lauter als eine Schnellstraße und ohne Unterlass.

Calar Alto

Das Dorf schaue ich mir nächstes Jahr mit Frau noch genauer an, jetzt habe ich Bewegungsdrang und fahre in die Berge. Auf 2100 m Höhe auf dem Calar Alto ist eine große Sternwarte. Ich fahre bis 1900 m hoch, und befreie mein Rad vom Träger. Auf dem Parkplatz steht ein zum Wohnmobil umgebauter Lastwagen aus Deutschland, aber die Besitzer sind nicht da. Bevor ich die Straße Richtung Gipfel in Angriff nehme, geht es erst mal in den Wald und über einen Kieselweg herab zu einem Mirador auf 1700 m.

Der Aussichtspunkt ist aber nicht besonders spannend, und so geht es wieder zurück und die Passstraße zum Gipfel. Es hat oben nur 5 Grad, aber die Sonne scheint kräftig, und so ist es in T-Shirt noch gut auszuhalten. Irgendwie genial, im Dezember auf 2100 m Höhe im T-Shirt, während es in Madrid bei ähnlicher Temperatur regnet – von München mal ganz abgesehen. Gabi ist zeitgleich mit einer Freundin in Hamburg, und erzählt mir, wie sehr sie friert – allerdings bei Franzbrötchen und Mettbrötchen und Fischbrötchen und was es sonst noch so Leckeres dort gibt.

Von der Straße geht es noch ein paar Meter hoch zum Gipfel, das kann ich mir nicht entgehen lassen, und blicke von dort herab zum Meer herab. Das hat auch was, der Blick vom Gipfel auf die Weite des Meers. Zugegebenermaßen muss man es suchen, aber der schmale Streifen am Horizont, der vom Himmel nicht zu unterscheiden ist, ist das Mittelmeer.

Die Sternwarte betrachte ich nur von außen, tagsüber ist das ja wenig spektakulär. Nachts würde ich allerdings schon gerne mal Mäuschen spielen bei den Astronomen.

Ratzfatz bin ich wieder unten beim Auto, und bis ich dann erneut am Gipfel bin, haben sich Wolken bereits darüber gelegt – wie sehr doch gleich die Stimmung komplett anders ist!

Auf der anderen Seite geht es bergab, bis die Ohren ploppen. Zwischen Wolken und Berg kann man bereits auf die Tabernas-Wüste herunterblicken. Hier waren wir im Sommer erst, und leider kann man hier ohne bezahlte Tour nicht rein. Also geht es weiter nach Almería, Mittagessen auf einer Dachterrasse, und dann in den nächsten Ort ins Hotel. Im Touristenort Aquadulce bekomme ich ein Zimmer mit Balkon und Küche, von hier aus kommt man mit dem Bus bequem nach Almería rein.

Das verschiebe ich aber auf morgen, erst mal muss ich bei Blick aufs Meer eine Siesta auf der Sonnenliege machen – es hat nicht ganz 20 Grad, aber kräftige spanische Sonne.

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