Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

Return to Crystal River

Seit ich zuletzt in Crystal River war, hat sich primär die Temperatur verändert. Aber auch die Badestelle am Hunter Springs Park wurde upgegradet. Es gibt jetzt einen kleinen Sandstrand und viel hübsche Deko.

Und weil es noch früh am Morgen ist und wenig Leute, sind auch noch ein paar Tiere hier. Nur keine Manatees, die sind im Sommer im Meer und kommen nur im Winter in die Flüsse.

Wir wollen gerne ein wenig mit dem Boot fahren, und fragen uns durch. Kajak mieten kostet 50$ für 3 Stunden, aber erstens ist mit das zu kippelig mit der Kamera, und zweitens reichen 3 Stunden vermutlich nicht zum Meer und zurück.

Fündig werden wir bei River Safaris einen Ort weiter südlich in Homosassa. Wir mieten ein Skiff für einen halben Tag, und weil nicht viel los ist, dürfen wir jetzt schon los – bekommen also 2h for free. Nett!

Wenn man die USA nur aus den Strandorten in Florida kennt, dann denkt man, alle Amerikaner sind stinkreich. Eine Villa steht neben der anderen, und davor immer Bootsanleger.

Wir fahren erst einmal flussaufwärts zur Quelle, dort kann man ein wenig planschen.

Anschließend geht es Richtung Golf, das sind etwa 12 Kilometer, aufgrund des Speed Limits in vielen Teilen dauert das über eine Stunde. Man kommt an Monkey Island vorbei – ursprünglich ein Alcatraz für ungehorsame Laboraffen, inzwischen werden immer wieder neue Affen eingekauft, weil die Touristen das putzig finden. Ich finde das ja ziemliche Tierquälerei, aber Menschen finden es auch o.k. Tiger in kleine Käfig zu stecken. Oder Schweine auf weniger als 1qm zu halten. Und Letzteres liegt auch an mir, ich will auch billiges Fleisch.

Es gibt hier viele Reiher, und gelegentlich lassen sie sich auch von Booten mitnehmen. Auch kleinere Flattermänner reisen umsonst. Und immer wieder sitzen auch Weißkopfseeadler herum (bald eagle).

Am Golf angekommen darf man dann das Gas voll aufdrehen, das Boot macht dann 8–9 Knoten – knapp 16 km/h.

Wir fahren 3 oder 4 km heraus, bis es langweilig wird. Anker raus, und wir füttern mit Apfelbutzen die Fische. Die Aussicht ist weit und flach, selbst über Land gibt es kaum Erhebungen außer den Bäumen.

Ich lege mich ein paar Minuten zum Bräunen in die Sonne, 5 min vorne, 5 min hinten, dann wieder ab in den Schatten.

Es geht wieder zurück, im Osten türmen sich bereits Gewitterwolken hoch auf.

Ein paar Kilometer den Fluss zurück geht mitten in der Fahrt urplötzlich der Motor aus. Nach ein paar vergeblichen Versuchen den Motor wieder zu starten werfen wir den Anker und rufen den Vermieter an. Die Verbindung bricht permanent ab, irgendwann schicke ich eine E-Mail – die geht nach einigen Minuten auch raus.

Eine halbe Stunde später ist das Rettungskommando da – zuerst werden wir gemaßregelt, dass wir doch in der Mitte der Fahrrinne bleiben sollen, bestimmt haben wir den Propeller geschrottet. Doch nach Propellertausch und Batterietausch ist auch der erfahrene Kapitän ratlos. Mit viel Herumspielen an der Benzinleitung springt der Motor wieder an, aber er vibriert und klingt nicht gut.

Wir fahren voraus, das Rettungsboot hinterher, und es scheint so weit zu klappen. Sie winken uns zu und geben Gas … und exakt in diesem Moment geht der Motor wieder aus. Wir rufen und wedeln die Hände, aber werden nicht mehr erhört. Doch glücklicherweise ist an dieser Stelle mehr Empfang, und so sind sie nach wenigen Minuten zurück.

Wir werden vertäut und zurück zur Basis geschleppt, wo dann drei Leute kopfschüttelnd auf den Motor kucken. Wir bedanken uns herzlich und machen uns auf den Weg. Das lief nicht reibungslos, aber die Mannschaft hat das toll gelöst, und sie waren supernett. Und: One more story to tell!

Jetzt geht es wieder ein wenig schneller weiter, bis wir an einen Bahnübergang kommen. Ein Güterzug rollt hier durch, gähnend langsam. Ich googele ein wenig, wie schnell die so fahren: Ein Klasse 1 Güterzug macht 10 Meilen die Stunde. So sieht das dann aus:

Und es geht endlos weiter. Die Schlange hinter uns und an den Straßen von rechts und links wird länger und länger, und der Trödelzug hört und hört nicht auf. Geschlagene 15 Minuten dauert es, bis der letzte Waggon durch ist, bei 16 km/h heißt das: Der Zug ist verdammte vier Kilometer lang! Wahnsinn!

Alle 20 Waggons oder so kommen 2 Triebwagen, trotzdem wird der Zug nicht schneller. Google sagt, das liegt daran, dass die Gleise hier im Sommer so heiß werden, dass sie mit der Belastung sonst schmelzen würden. Ob das stimmt, weiß ich nicht, aber für die 1000 Meilen nach Roanoke würde der Zug geschlagene 4 Tage benötigen, und zur Westküste 2 Wochen. Offensichtlich ist das ein Nischenprodukt, die Straßen sind voll mit Trucks. Die sind mit 120 km/h unterwegs, und somit bei 10 Stunden Fahrt am Tag in 4–5 Tagen angekommen.

Kurz vor Orlando beginnt dann das Gewitter, man weiß nicht, wohin zuerst kucken: auf die 2 Regenbögen, die Blitze, oder doch den Verkehr? Ich bekomme alles drei unter einen Hut, und wir kommen unfallfrei erst zu Applebee's und dann ins Hotel.

Beim Aussteigen zieht es ein wenig im Rücken, und beim Ausziehen wird es im Zimmer hell: Ich glühe wie ein Krebs. Die 5 Minuten Sonnenbaden waren wohl 5 Minuten zu viel…

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