Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

Zugfahrt zur City of Lakes

Um 4:45 klingelt der Wecker, und wir wackeln ein wenig bedröppelt durchs Zimmer, bis wir abreisebereit sind.Um 6:15 geht unser Zug, und er ist auf die Minute pünktlich. Es ist kein AVE, aber stetig und ohne Probleme fahren wir dahin, und um 13:05 kommen wir 10 Minuten zu früh im 450km entfernten Udaipur an.

Die Fahrt geht über eine endlose fruchtbare Ebene mit vielen Feldern und ab und zu einem kleineren und drei größeren Orten.

Mit einem Auto (Dreirad-Taxi) geht es nach heftigen Verhandlungen (120 Rupees statt 300) ins Hotel, wo wir erst einmal duschen, in den Pool hüpfen, und dann gute spanische Siesta machen.

Am späten Nachmittag laufen wir Richtung See, das ist recht hektisch. Die Straße ist zu eng, und der Verkehr besteht hauptsächlich aus Autos und Motorrädern. Bis wir nach 2km am See ankommen klingeln mir die Ohren, alle 50m hupt jemand direkt neben Dir. Weil zu Fuß gehen so stressig ist, fährt man jeden Meter mit irgendeinem Benzinstinker, und es wird immer schlimmer. Der Besitzer des Hotels schimpft mit uns, er hofft, dass bald bessere Autos entwickelt werden, die die steilen Straßen auch mit Elektromotor gut hoch kommen, und Benziner verboten werden.

Er erzählt uns, dass er vor 30 Jahren noch am Klang des Fahrzeugs hören konnte, wem es gehört hat, weil es so wenige gab. Abwasser ging auf die Straße, alle Leitungen hingen an den Bäumen. Heute stinkt es nicht mehr nach Abwasser, sondern nach Abgasen, die meisten Leitungen sind unterirdisch, das Meiste hat sich sehr positiv entwickelt. Und er ist voller Hoffnung auf die Zukunft, und sagt (das hören wir jetzt nicht das erste Mal), dass die Regierung echt gut ist. Das ist mal angenehm zu hören, dass eine Regierung Sachen anpackt, und die Menschen das toll finden. Wenn man da so an Europa denkt, wo jede Veränderung von der Bild-Zeitung als Teufelswerk bezeichnet wird, dann versteht man, warum in 30 Jahren der Nabel der Welt weder in Europa noch in den USA liegen wird, sondern in Asien. Ob das jetzt China oder Indien sein wird, wird sich zeigen, aber der erste Mensch auf dem Mars wird keine weiße Hautfarbe haben.

Zurück in die Gegenwart, und den Problemen der Gegenwart: Es geht am Markt der geflüchteten Tibeter vorbei, am Tempel, durch den Lärm und Gestank der Zwei- und Dreiräder zum Ghat.

Ein Ghat ist ein Fluß- oder Seeufer mit Treppen, und wir kommen rechtzeitig um die niedrig stehende Sonne im Wasser glitzern zu sehen.

Doch bevor wir dort hinkommen, zucken wir zusammen: Am Straßenrand liegt das "Café Edelweiss"…

Udaipur liegt an mehreren künstlichen Seen, in den beiden großen sind mehrere See- und Inselpaläste gebaut. Das sieht märchenhaft aus, und besonders jetzt mit den glitzernden Wellen.

Das Ghat ist mit schönen Wandmalereien ausgestattet, und einer tollen Fassade. Hier treffen sich die Einheimischen um Selfies zu machen, und geckig zu posieren. Und damit meine ich auch die fliegenden Einheimischen!

Der Sonnenuntergang sieht von oben bestimmt noch besser aus, und so steigen wir fünf Stockwerke eine enge Treppe zur Rooftop-Bar – die aber gerade frisch gestrichen wird und furchtbar nach Lack stinkt. Also wieder herunter, und hoch auf die nächste Rooftop.

Schnaufend kommen wir oben an, und es wird extra umgestellt, damit wir einen tollen Platz mit Aussicht haben. Wir bestellen Sweet Lassi, Suppen, Garlic Nan, Egg Curry und etwas, was Kebab hieß, aber etwas ganz Anderes war. Wie immer richtig lecker, mit bester Aussicht, und Musikkulisse aus hunderten Hupen unter uns. Es geht ein leichter Wind, und so sind die knapp 30 Grad so richtig angenehm.

Die Adler kreisen vor der Sonne vorbei, und das Handy macht ein Zeitraffervideo.

Ich hab das nochmal gerafft, leider ist die Sonne ziemlich überbelichtet.

An der Nachbar-Bar flext jemand noch die Geländer, die fliegenden Funken wie Feenstaub aus.

Die Rooftops hier sind cool, und wir zahlen am Ende keine 25 €. Der Verkehr ist immer noch übel, also gehen wir im Bogen nur ein Stück an der Hauptstraße zum Clock Square, der schon in Vorbereitung auf das kommende Festival geschmückt ist. Von dort biegen wir in kleine, dunkle Gassen ab, die sich nur ab und zu zu einem kleinen Platz weiten.

Morgen wollen wir mehr von der Stadt sehen, von den Palästen und den kleinen Gassen, und noch mehr shoppen. Mir gefällt die indische Kleidung, und sie ist für das Wetter sehr gut geeignet. Gabi sieht in indischen Kleidern noch schöner aus, und die Menschen sind auch noch mal eine Spur freundlicher, wenn ich eine Kurta trage – das lange, geschlitzte Hemd.

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