Bevor ich meine Familie zum Flughafen bringe, kucken wir noch am Fort Point unterhalb der Golde Gate vorbei. Kim Novak muss heute nicht aus dem Wasser gerettet werden, heutzutage würde sie aber nicht James Stewart aus dem Wasser ziehen, sondern einer der Surfer.
Dann gibt es zum Mittag Chowder, die lokale Fischsuppe, am Pier 45. Anschließend geht es am Strand entlang nach Süden, und dann bin ich alleine.
Die nächsten 2 Monate habe ich Zeit, die schwierigen letzten Jahre in Ruhe zu verarbeiten und wieder zu mir selbst zu finden. Danach hoffe ich doch sehr, meine Frau in New York wieder zu treffen. Jetzt aber Kopf hoch, und die Auszeit in vollen Zügen genießen!
Ich schwelge in viktorianischen Häusern und Art-Déco-Verzierungen. Das ist halt schon was ganz anderes als die Stahl-und-Glas-Bauten der heutigen Zeit. Ich würde mich freuen wenn das Zeitalter der klaren Formen in der Architektur endet und wieder Spielereien, Schnörkel, Unnötiges und Skurilles in Mode kommen.
Ein Höhepunkt von San Fransisco ist für mich sicher der Besuch des Castro Theatre. Dort gab es gestern "Rear Window" (Fenster zum Hof) und "Road Games" im Double Feature. Inklusive Live-Orgelspiel und historischen Bildern auf der Leinwand als Vorprogramm zum Film – sehr stylish!
Überhaupt ist der Stadtteil "The Castro" auch 50 Jahre nach seiner Blütezeit als Ausgangspunkt der Schwulenbewegung noch erstaunlich hip und lebendig. Was mir sehr gefällt: Das Leben findet auf der Strasse statt. Leute hocken auf den Eingangstreppen zu Ihren Häusern, auf Hockern vor den Garagen, stehen in Grüppchen an Strassenecken. Ich setze mich zu einem Typen der vor seinem Haus auf einer Ngome spielt – eine Art Harfe aus Mali, und wir quatschen eine Stunde über das Leben, Politik und Philosophie.