Am ersten Tag des neuen Jahrzehnts ist das Wetter in Barcelona sehr deutsch – es ist grau und es regnet. Darum geht es zum Stadtbummel nicht nach Barca, sondern 150km landeinwärts nach Lleida. Das passt gut, wir haben erst einen spanischen Film gekuckt, in dem Lleida als langweiligste Stadt des Landes bezeichnet wurde – in der man deswegen besonders gut Fremdgehen könne, weil alle so gelangweilt seien. Aha, so ist das also!
Bevor wir prüfen können, ob da was dran ist – am Langweilig sein, nicht am Fremdgehen, versteht sich – müssen wir erst mal über die Berge. Da die Wolken ziemlich tief hängen, reichen die 500hm die es hinter Barcelona nach oben geht um tief in die Selbigen einzutauchen.
Glücklicherweise ist rund um den Montserrat ein Wolkenloch, das imposante Gebirge wäre bei geeignetem Wetter auch ein lohnendes Wanderziel gewesen.
Hinter den Hügeln geht es wieder bergab auf etwa 200hm, und kurz vor Lleida hören auch die Wolken auf – Heureka!
Lleida ist beherrscht von seinen beiden Burgbergen, einer im Zentrum der Altstadt und einer daneben. Damit es nicht zu sportlich wird, geht es direkt hinter der Tiefgarage gleich mal mit der Rolltreppe die erste Etappe auf den Berg.
Danach geht es aber nicht weiter hoch, das Gerichtsgebäude versperrt den Weg nach oben. Es ist aber ganz sehenswert wellenförmig in den Berg eingebaut, hier von oben gesehen:
Wir gehen am Berg entlang wieder bergab, und auf der anderen Seite durch den Park nach oben. Obwohl es meines Wissens nach nur in Barcelona legal ist die besonderen Gartenkräuter zu rauchen, riecht es hier im Park an mehreren Stellen recht süßlich. Oben angekommen hat man eine tolle Aussicht über die Umgebung.
Aus Erfahrung wird man klug, und so rufe ich diesmal nicht die Feuerwehr:
So qualmte es bei mir zu Hause 2 Häuser weiter vor ein paar Wochen, und ich habe panisch die 112 gewählt – dass das aus dem Schornstein kam war nicht zu erkennen. Deswegen weiss ich heute: Wenn man nach einem langen Sommer den Boiler das erste Mal wieder anschmeisst, dann haut es erstmal einen Mordsdreck durch den Schornstein. Warum bei diesem Haus erst am 1. Januar der Boiler eingeschaltet wird? Keine Ahnung, aber nach 5 Minuten hat sich der Qualm verteilt und man sieht nichts mehr.
Schade, dass Corona ist, die 1203-Bar wäre einladend, mit einer Decke könnte man dort sicherlich ganz nett auf der Terrasse essen.
Was mich hier in Spanien ja nach wie vor ein kleines Kind begeistert sind die vielen Störche, wir sehen ohne speziell danach Ausschau zu halten schon drei bewohnte Nester.
Ich sehe hier teilweise an einem Tag mehr Störche als in 40 Jahren Deutschland zusammen.
Und auch komische Vögel sind unterwegs, auf dem Weg vom Berg herunter kommt uns eine komische Mischung aus Apache und Cowboy entgegen.
Fazit: Lleida mag nicht die spannendste Stadt sein, aber es war auf jeden Fall kein Fehler hier von der Autobahn abzufahren. Was das Fremdgehen angeht, da könnten wir jetzt mangels geöffneter Bars und Clubs keine Studien durchführen.
Auf dem Heimweg fahren wir noch durch Zaragoza, aber da der Wetterbericht schlecht ist übernachten wir nicht und fahren die letzten 300km nach Hause.
Der Sonnenuntergang über den Bergen von Aragón ist besonders schön, denn die Wolken sind voll geladen. Als wir über die nördlichen Ausläufer der Guadarrama fahren wirbelt der Schnee über die Straße und leistet uns Gesellschaft. Ausgangssperre ist zwar erst ab 23:00 (Aragón) bzw. 0:00 (Comunidad de Madrid), aber teilweise sehen wir 20km lang kein anderes Auto. Ganz nett, die volle Breite der Autobahn ausnützen zu können. Das würde jetzt zum Rasen einladen, aber bei den spanischen Preisen für Geschwindigkeitsüberschreitungen bleibt der Tempomat auf 120 km/h eingeschaltet.
Aragón kommt aber auf die To-Do-Liste für den Frühling, hier gibt es ziemlich einladende Landschaft und es ist fast menschenleer. Und auch Zaragoza ist wirklich schön.