Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

Los Caminantes (Tag 2)

Das Hostal, in dem wir übernachtet haben, hat eine Rooftop-Bar für das Frühstück. Die Aussicht ist genial, die Temperaturen brauchen noch Verbesserung. Nach dem obligatorischen "Pan con tomate" starten wir los, bis zum Turm kommt der Begleittrupp mit.

Erst einmal geht es über den "Rio salado" – den salzigen Fluss – zum Wanderweg am Strand entlang.

Bald erreichen wir den Turm, der ursprünglich Teil einer Festung war. Doch das Erdbeben von 1755 (das eines der folgenreichsten für die europäische Geschichte war und der Sargnagel für das portugiesische Weltreich) hat die Festung rasiert und nur den Turm stehen gelassen.

Der Wind nimmt langsam Fahrt auf, und heute ist es ungemütlich kühl ohne Jacke. Nach dem Turm müssen wir über einen Siel, und wegen des starken Regens der letzten Woche ist hier viel Wasser drin – das bedeutet einige hundert Meter am Strand entlang zurück, und dann durchwaten. Nasse Socken, genau das, was man haben will bei einer langen Wanderung. Es wird nicht das letzte Mal heute sein.

Heute geht es sich mühsam, der Strand ist feucht, und man sinkt bei jedem Schritt ein. Außerdem bläst der Wind die Gischt über den Strand, permanent muss ich Brille und Kamera trocken wischen. Aber es ist herrlich einsam am Strand, wir sind so gut wie alleine. In der Ferne taucht schon der nächste Turm auf, und frohen Mutes stapfen wir Schritt für Schritt Richtung Südosten.

In El Palmar de Vejer schließlich wechseln wir auf die Straße, die Gischt plus der einsetzende Nieselregen werden zu feucht. Als der Regen stärker wird, flüchten wir eine halbe Stunde in eine Beach Bar und wärmen uns mit Tee und Kaffee ein wenig auf.

Der Regen fährt wieder auf erträgliches Niveau herab, und so geht es wieder auf den Playa mit baldigem Blick auf den Leuchtturm am Cabo de Trafalgar. Heute ist es geschichtsträchtig, nicht nur der Untergang des portugiesischen Weltreiches (zu dem es eine interessante Podcast-Episode gibt), sondern auch die berühmte Schlacht von Trafalgar ist heute Thema. Hier vor der Küste versenkte die britische Royal Navy die Invasionsflotte von Napoleon. Der Kommandant Nelson starb dabei, bleibt aber für ewig Held der Briten. Knapp 5000 Seeleute wurden an diesem Tag zu Fischfutter.

Die meisten Chiringuitos (Strandbars) hier haben geschlossen, und es ist klar warum: Es ist feucht, windig und kalt.

Zum Mittag treffen wir uns in einem der wenigen offenen, und bei einem Feuer und richtig guter Musik kehren die guten Geister wieder, und wir ignorieren den immer stärker werdenden Regen.

Nach einer ausgedehnten Pause waren wir uns eigentlich einig: Das war es für heute. Aber der Regen hört auf, und so laufen wir doch noch vor zum Leuchtturm, betrachten die Brecher, die sich an die Klippen werfen, und unter Protest folgen mir dann doch noch zwei Wandersleute, als ich beschließe, dass ich zumindest bis zum Ende des Ortes laufen will.

Und so war das sicherlich nicht der einfachste und gemütlichste Tag, aber die tolle Bar und die spektakuläre Stimmung hat uns bei guter Laune bleiben lassen. Und wir haben es auch heute noch auf die 20 Kilometer geschafft!

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