Der dritte Tag startet wie der zweite, mit Blick vom Rooftop über den Strand. Dank Begleittrupp ist das hier ein Luxuswandertrip ohne Sorgen.
Wir lassen uns wieder zum "Playa La Pequeña Lulu" fahren, wo wir gestern gestoppt haben – wir finden aber auch heute die kleine Lulu nicht. Von hier geht der Wanderweg über die Klippen nach Barbate. In der Theorie haben wir seit gestern früh Blick auf Afrika, aber es glaubt mir auch nach der Bestätigung durch den Wirt niemand, und es ist auch eher ein Schimmer am Horizont, der vage zu sehen ist.
Beim Weg die Klippen hoch bin ich plötzlich nicht mehr der, der forsch voran stiefelt, sondern hechele den anderen beiden hinterher. Das frustriert mich ziemlich, aber das ist ja kein Wettkampf (sage ich mir, solange ich hinten laufe).
Trotz feuchtem, nebligem Wetter sind wir alle ziemlich begeistert, der Weg ist toll, immer wieder kommt man vor zur Klippe, doch meistens läuft man auf kleinen oder auch mal breiten Wegen durch den Pinienwald.
Viel zu früh geht es wieder bergab, und wir erreichen den Strand von Barbate, hier haben wir heute das Hotel. Es ist aber erst Mittag, und so füllen wir jetzt erst mal die Bäuche.
Nach dem Essen wandelt sich der Weg radikal, statt durch den Wald geht es jetzt an der Landstraße entlang auf dem Eurovelo 8, der hier größtenteils fertig ist. Und ich bekomme Puls, nicht weil es anstrengend wäre, sondern weil den Radweg mal wieder ein Autofahrer geplant hat. Es geht nicht wie bei den Autos um den bestmöglichen Weg von A nach B, sondern darum, die lästigen Radler möglichst billig von der Straße zu bekommen. Während die Straße möglichst eben gebaut wird, kann der Radler schon mal den Wellen des Geländes folgen. Und man muss für die Bäche keine Brücken bauen: den Ökos reichen Furten, die steil runter und wieder hoch gehen.
Zweimal müssen wir auf die Straße ausweichen, weil wir sonst durch den Bach oder glitschigen Schlamm waten müssten.
Nichtsdestotrotz: Obwohl feucht regnet es kaum, und wir kommen gut gelaunt voran. Nur dass wir in Südspanien sind, ist kaum zu glauben: Das sieht aus wie Irland! Krachend grün, neblig, prall mit Wasser durchtränkte Erde – das ist so gar nicht das, was wir erwartet hatten!
Nur der Zaun erinnert lautstark: Hier ist Spanien – das país vallado! Lustig ist: Am Beginn des Radwegs steht ein Schild mit der Aufschrift: "Zona Militar. Prohibido el paso" – Militärgebiet. Zutritt verboten. Nur einige Meter hinter dem Schild, auf dem steht, dass die EU hier 1,5 Millionen für den Radweg investiert. Hoffen wir mal, dass der Radweg nicht vermint ist …
Die Kühe begrüßen uns in Zahara de los Atunes. Ich hoffe, dass der nach Hitze und Wüste klingende Name ein Zeichen ist, so langsam habe ich keine Lust mehr vor jedem Bild die Linse putzen zu müssen, weil es permanent feucht ist.
Danke erneut an den Begleittrupp, ohne den es unmöglich gewesen wäre, diese Wanderung ohne Zelt zu machen – die meisten Hotels und Restaurants sind zu. Heute haben wir die 20 Kilometer ein klein wenig überschritten, und es fühlt sich gut an!
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