Unterwegs

Immer auf der Suche nach dem noch nicht Gesehenem

Los Caminantes (Tag 4)

Der Tag beginnt auch heute trüb und grau – trotz der Wetterapp, die anzeigt, dass es gerade sonnig sei. Wir starten in Zahara de los Atunes, und es ist weder heiß noch sonnig. Es gibt einen Weg hinter den Dünen, doch man muss ordentlich aufpassen: Die lokalen Hundequäler sind faul und der Weg ist gesäumt von Tretminen. Wir laufen zwischen dem Ort und dem Strand, und vor uns ist ein Hügelkamm, der im Cabo de la Plata (Silberkap) und der Villensiedlung Atlanterra endet.

Inzwischen ist es nicht mehr zu leugnen, wir sind an der Straße von Gibraltar angekommen, und das in der Ferne sind die Berge hinter Tanger. Davor eine endlose Kette von Containerschiffen, die nur den besten und saubersten Treibstoff verfahren (hust!).

Wir laufen auf den Hügel, der die beiden Buchten trennt, und haben urplötzlich gutes Wetter. Richtung Nordwesten sehen wir den Playa de Atlanterra und sehen, wie weit wir die letzten Tage gelaufen sind, der Faro de Trafalgar ist schon am Horizont. Im Südosten der kleine Playa de los Alemanes, der Hausstrand der Villen hier. Jetzt steigt die Stimmung beträchtlich, die Aussicht ist fantastisch, die Sonne zieht die Mundwinkel nach oben.

Hinter dem Strand laufen wir durch eine Phalanx von Villen, am Ende des Ortes geht es auf einen Wanderweg zum Faro de Camarinal, und wir ignorieren die große Gruppe Geier, die über uns am Himmel kreist – weil wir sie irrtümlich für Störche halten.

Am Faro angekommen brechen wir in Jubel aus: Es ist so wunderschön hier, die Aussicht über die Buchten und der Blick nach Marokko, die Bergsilhouette – sagenhaft! Das i-Tüpfelchen ist der Blick auf die berühmte Düne am Strand von Bolonia, die man ebenfalls schon sieht.

An Horizont ist auch bereits der Leuchtturm von Tarifa zu sehen – das war unser "Minimalziel", und es ist bereits in Sichtweite -woohoo!

Dieser Wanderweg verbindet Bolonia mit Atlanterra, und ist die schnellste Verbindung zwischen den Orten. Die Straße geht 15 km ins Landesinnere, dort muss man auf die Landstraße nach Algeciras, und schließlich wieder auf die Stichstraße nach Bolonia. Zu Fuß 4 km, mit dem Auto 40, und im Sommer ist vor allem nach Bolonia Blockabfertigung: Wenn die Parkplätze voll sind, darf nur dann ein Auto rein, wenn eines rauskommt.

Der Wanderweg geht an einer Alm vorbei, wo Ziegen gehalten werden, und auch auf und über dem Weg leben viele Tiere. Vom kleinen Skarabäus bis zum mächtigen Geier wuselt es hier von Leben.

Am Ende des Wanderweges wartet ein kleiner roter Flitzer auf uns, und fährt uns ein paar Kilometer hoch auf die Hügel. Unten in Bolonia sind zwar ein paar Besucher, aber alle Restaurants haben geschlossen. Nicht die schlechteste Entscheidung, denn von hier oben ist die Aussicht auch ganz nett.

Frisch gestärkt werden wir in Bolonia wieder in die Freiheit entlassen, und folgen dem Wanderweg nach Valdevaqueros. Der Weg ist super ausgebaut, es geht durch den Pinienwald hoch und runter, teilweise über Holzbohlenwege. Immer wieder mit Ausblick auf die Meerenge macht es richtig Spaß – allerdings hat mein Reisebegleiter immer größere Schwierigkeiten mit seinem rechten Fuß, und wir müssen gelegentlich mal Pausen einlegen.

Kurz vor der Düne vom "Cowboy-Tal" sind wir deshalb sehr froh, als wir erneut das rettende rote Auto sehen. Wir stärken uns in einer Bar, die zwar schon am Zusperren ist, uns aber freundlicherweise noch ein paar Getränke auf die Terrasse stellt. Danach fahren wir in die Ferienwohnung in Tarifa, und zum Abendessen kommt der Fußgeplagte nicht mit.

Trotzdem: Wir sind uns einig, die heutige Wanderung war der Hammer, und wird kaum zu toppen sein! Mit dem Spaziergang in den Ort am Abend fällt die "heilige" 20 km-Marke auch heute.

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