Nach einer kurzen Füße-Hochlegen-Pause geht es wieder raus aus dem Hotel, wir wollen zum Meer und dort Abendessen. Und weil wir immer noch nicht schlauer sind, kucken wir kurz auf die Karte, das sieht nicht weit aus…
Zuerst besuchen wir das Umbracle, eines der Gebäude der Ciutat. Es ist das wohl Einfachste der Gebäude, aber dennoch eindrucksvoll. Eigentlich ist es nur eine lange, provisorische Zeltstruktur, es fehlt nur die Zeltplane für eine Notfallunterkunft. Aber so filigran ausgeführt und so schön in die umliegenden Gebäude eingefügt ist es viel mehr!
Die eine Hälfte ist ein Palmengarten, die Andere ein Restaurant – leider geschlossen. Und für die Tierwelt ist es auch etwas, unten jagen ein halbes Dutzend Katzen die Mäuse, oben haben sich die schon aus Madrid bekannten und geliebten Mönchssittiche (Rache der Inka, siehe hier) eingenistet.
Als wir auf der anderen Seite herauskommen, ist der Himmel schon ganz schön bedrohlich. Im Norden an den Hügeln sieht man bereits Regen fallen, aber mit Glück zieht es vorbei!
Nach dem Oceanográfic ist der Park vorbei, es wirkt deutlich weniger aufgeräumt, und bald versperren die Gleise zum Hafen den Weg. Eine Trambrücke erlaubt die Querung, in dem Viertel dahinter wird gerade (ja nach Sichtweise) modernisiert oder gentrifiziert. Einfache Häuser, eingesperrt zwischen Hafen und Bahnstrecke, erhalten einen Anschluss an das Tramnetz und es entstehen Mittelklasse-Hochhäuser.
Die früheren Markthallen am Hafen stehen leer, aber man kann sich gut vorstellen, wie hier früher das Business rollte. Handkarren, Kutschen, später Lastwagen transportierten die von den Schiffen abgeladenen Waren und am Markt verkauften Güter in die Stadt.
Inzwischen ist auf der anderen Seite keine Anlegestelle für Segel- oder Dampfschiffe mehr, sondern ein nagelneuer Yachthafen. In einem oder zwei Jahrzehnten wird das kein Viertel einfacher Leute mehr sein, sondern eine schicke Hafencity – das ist einerseits natürlich schwierig für die Leute, die dort seit Jahren leben. Andererseits verändert sich die Welt, und niemand würde die Hamburger Hafencity abreissen wollen und dort stattdessen Sozialwohnungen hinstellen. Ein schwieriges Thema, bei dem ich selbst keine eindeutige Meinung habe.
Aber es ist spannend, den Wandel zu sehen!
In einer leeren Markthalle treffen sich die jungen Leute zum Tanzen, Rollerbladen, oder einfach nur zum Quatschen. Das ist mir bereits in Madrid aufgefallen, in Spanien wird viel mehr auf der Straße getanzt.
Es sind jetzt nur noch ein paar hundert Meter bis zur Strandpromenade, aber jetzt ist Schluss mit Sommer: In dicken Tropfen entlädt sich das bisher nur in der Ferne betrachtete Gewitter auch über uns. Wir flüchten uns unter den Schirm einer Kiosk-Bar, und betrachten gemütlich bei Speis und Trank, wie um uns herum die Welt untergeht.
Ein Scheinwerfer erleuchtet die Tische, und in der Zeitlupe erkennt man, dass der Wechselstrom den Glühfaden nicht gleichmäßig leuchten lässt. Unser Auge ist nur zu träge, um das Flackern zu erkennen.
Zurück gönnen wir uns dann ein Taxi, über 23.000 Schritte sind genug!